Hintergrund

Die Konzeption ist neben der internen und externen Evaluation eine Maßnahme zur Sicherung und Erweiterung von Qualität bei den Wilden Hummeln. Alle Einrichtungen, die durch den Berliner Senat gefördert werden, sollen ihre Arbeit nach dem Berliner Bildungsprogramm entwickeln und umsetzen. Im Kindertagesförderungsgesetz (KitaFöG) ist festgehalten:
 
"In jeder Tageseinrichung ist eine pädagogische Konzeption zu erarbeiten (...) Die Konzeption soll insbesondere Aussagen treffen über das pädagogische Profil, die besonderen fachlichen Ziele und Schwerpunkte der Tageseinrichtung sowie über die Organisation der pädagogischen Arbeit ..." (§ 10 (9) KitaFöG).
Es ist uns sehr wichtig, dass das Handeln des Teams für alle Eltern transparent und nachvollziehbar ist. Für jedes Teammitglied ist die Konzeption verbindliche Handlungsgrundlage und Ausgangspunkt bei der Entwicklung pädagogischer Maßnahmen für die Kindergruppe und für individuelle Förderung von Kindern.

Pädagogische Konzeption der "Wilde Hummeln" (Stand 2021)

Pädagogische Konzeption EKT Wilde Hummeln 2021
Konzeption Hummeln EKT 2021_1.pdf
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Allgemeines zum Kinderladen

Die EKT „Wilde Hummeln“ e.V. ist eine Eltern-Initiativ-Kindertagesstätte in Berlin- Wilmersdorf. Der Träger ist der Verein Elterninitiativ-Kindertagesstättenverein “Wilde Hummeln“, in welchem die Eltern der betreuten Kinder Mitglieder sind und daraus den Vorstand wählen.

 

Der Kinderladen bietet bis zu 18 Plätze für Kinder im Alter von ca. 1,5 Jahren bis zum Schuleintritt. Die Kinder verbringen ihren Kinderladen-Tag bis auf die Mahlzeiten altersgemischt in einer Gruppe.

 

5 teilzeitbeschäftigte ErzieherInnen betreuen und begleiten die Kinder. Das Team verfügt über 1 Facherzieherin für Integration. Weiterhin gehören zum Team ein bzw. zwei Bundesfreiwilligendienstleistende.

 

Wir wollen den Kindern ein zweites Zuhause bieten, wo sie sich wohl fühlen und frei entfalten können. Dabei stehen die Bedürfnisse der Kinder an erster Stelle. Wir arbeiten in Anlehnung an Emmi Pikler und die Montessori- Pädagogik.

 

Ziele

Unser wichtigstes Ziel ist die Entwicklung der Kinder zu eigenständigen Persönlichkeiten. Dazu gehört das Erlernen eines verantwortungsvollen Umgangs mit sich selbst und in der Gruppe. Die Kinder erwerben nicht in erster Linie Wissen, sondern Fähigkeiten. - Das Berliner Bildungsprogramm (BBP) verwendet den Begriff “Kompetenzen”.

 

"Der Begriff >>Kompetenzen<< wird deshalb verwendet, weil er mehr als Wissen und Können beinhaltet. Als ganzheitlicher Begriff schließt er die Aneignung von Wissen, kognitiven und praktischen Fähigkeiten und Fertigkeiten ebenso ein wie Haltungen, Gefühle, Werte und Motivation. Kompetenzen sind also zu verstehen als allgemeine Dispositionen selbstständigen und verantwortlichen Handelns in lebensweltlichen Bezügen.”

 

(Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (Hg.): Berliner Bildungsprogramm, verlag das netz, Weimar 2018, S. 27)

 

Das Vertrauen in sein Können; das Vertrauen darin, etwas bewirken zu können; die Fähigkeit, seine Bedürfnisse zu kennen und dafür einzustehen sowie der Zugang zu seinen Gefühlen und die Fähigkeit sie zu äußern und mit ihnen umzugehen, sind die Grundpfeiler für gelingende Beziehungen und einen selbstbestimmten und erfüllten Lebensweg. Wir fördern die Kinder in den dafür nötigen Kompetenzen.

Wir wollen:

  • ●  Kinder stark machen

  • ●  ihnen ermöglichen, ihre Gefühle kennenzulernen und zuzulassen

  • ●  ihre Persönlichkeit und Individualität unterstützen

  • ●  sie das soziale Miteinander in der Gruppe üben lassen

Unser Ansatz

Wir machen Kinder stark und fördern Lernprozesse indem wir sie im selbstständigen und selbstbestimmten Tun unterstützen. Eigenes Handeln “von klein(st) auf” schult darin, sich seiner Gefühle, seiner Fähigkeiten und Schwächen bewusst zu sein und Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten aufzubauen. Selbstbestimmtes Handeln ermöglicht ein Ausprobieren, das notwendig ist, um sich in seinen Bedürfnissen einschätzen zu lernen, um ein stabiles Selbstbewusstsein aufzubauen und für die Erfahrung von Selbstwirksamkeit. Wir Menschen brauchen diese drei Kernkompetenzen um Herausforderungen, die das Leben für jeden individuell bereithält, anzugehen und um mit Fehlern, schlechten Erfahrungen und Rückschlägen konstruktiv umgehen zu können.

 

"Wesentlich ist, dass das Kind möglichst viele Dinge selbst entdeckt. Wenn wir ihm bei der Lösung aller Aufgaben behilflich sind, berauben wir es gerade dessen, was für seine geistige Entwicklung das Wichtigste ist. Ein Kind, das durch selbstständige Experimente etwas erreicht, erwirbt ein ganz andersartiges Wissen, als eines dem die Lösung fertig geboten wird."2 (Emmi Pikler)

 

Für unsere Arbeit nutzen wir die Erfahrungen von Pikler und Montessori, weil ihre pädagogischen Handlungsvorschläge bereits den “allerjüngsten” Kindern selbstständiges und selbstbestimmtes Tun in hohem Maß ermöglichen.3

 

 

Pikler, Emmi: Friedliche Babys- zufriedene Mütter. Pädagogische Ratschläge einer Kinderärztin, S.7

Die Montessori- und Pikler-Pädagogik zeigen viele Überschneidungen obwohl Montessori und Pikler unabhängig voneinander arbeiteten. Sie entwickelten ihre Ansätze aus der Überzeugung heraus, dass die “Erwachsenenwelt” die Fähigkeit von Kindern unterschätzt, aus sich heraus zu lernen. Sie ergänzen sich in den Altersstufen. Pikler konzentrierte sich auf die Arbeit mit Säuglingen und Kleinkindern und Montessori auf die Arbeit mit Kleinkindern, Vorschul- und Grundschulkindern.

(Maria Montessori geb. 1870 in Italien, gest. 1952 in den Niederlanden)

(Emmi Pikler geb. 1902 in Österreich und gest. 1984 in Budapest)
Sowohl Montessori als auch Pikler machten ihre Beobachtungen und entwickelten ihre Ansätze durch langjährige Praxis in eigenen Einrichtungen. (Montessori - Montessori-Kinderhäuser in verschiedenen Ländern; Pikler- das Säuglingsheim Loczy in Budapest)
Vgl. Biebricher, Helga; Speichert, Horst: Montessori für Eltern. Materialien, die Methode. Für Kinder von 2 bis 6, Hamburg 1999, S.37 und vgl. Albrecht, Brit, Baum, Susanne u.a. (Hg.): Erzieherinnen + Erzieher. Professionelles Handeln im sozialpädagogischen Berufsfeld Band 1, Berlin 2015, S.282

 

Unser pädagogisches Handeln

Unsere Pädagogik basiert auf den Wertvorstellungen, Leitlinien und Aufträgen aus dem Berliner Bildungsprogramm (BBP). Alle sechs Bildungsbereiche aus dem BBP werden durch unsere Haltung den Kindern gegenüber, der Tagesstruktur, das Raum- und Materialkonzept behandelt. Die Themen Gesundheit, Soziales und kulturelles Leben, Sprache finden beispielsweise Behandlung durch die Art wie wir die Essenssituation gestalten; Wert darauf legen, dass die Kinder positive wie negative Gefühle zeigen dürfen. Die Themen Bildnerisches Gestalten, Mathematik und Natur - Umwelt - Technik finden sich beispielsweise in den Angeboten auf den “Arbeits-Tabletts”.

 

Selbstständigkeit im Kinderladen/ Selbstbestimmtes Spiel

Wir geben den Kindern Raum

Damit sich die Kinder selbstbestimmt und selbstständig im Kinderladen bewegen können, nutzen wir eine strukturierte, für Kinder übersichtliche Umgebung, in der sie sich gut orientieren können und bieten ihnen ein regelmäßig aktualisiertes Repertoire an “offenen Materialien”, die durch die bedachte Auswahl, ihre übersichtliche Anzahl, Anordnung, Ästhetik und Präsentation zur Beschäftigung einladen.4 Aus dieser Einladung heraus finden die Kinder in selbst gewählte vertiefte Beschäftigungen bzw. intensives Spiel. Siehe “Raum und Materialkonzept” unter “Unsere Räume und ihre Ausstattung”

 

Wir geben den Kindern Zeit

Wir legen besonderen Wert auf das freie Spiel. Wir möchten den Kindern die wertvolle Erfahrung geben, wirklich ausdauernd zu spielen und sich richtig in ihr jeweiliges Spiel/ Beschäftigung vertiefen zu können. Erfahrungsgemäß funktioniert das nur an den Tagen, an denen nichts Weiteres geplant ist, da die Kinder ansonsten immer wieder aus ihrer Spielsituation gerissen werden. Deshalb gibt es “nur” einmal pro Woche ein “Musiktreffen” mit Henryk. Er singt mit uns dienstags eine Stunde ab 10 Uhr. Donnerstags und freitags gehen wir gleich nach dem Frühstück raus, um draußen eine ausgiebige Freispiel-Zeit zu ermöglichen. (Wir haben keinen eigenen Garten, um selbstbestimmtes Rausgehen zu ermöglichen.) Unsere Tagesstruktur ermöglicht den Kindern weitestgehend über “ihre” Zeit selbst zu bestimmen. Treffen zur “Ankommensrunde”, Essen oder Wickeln stellen notwendige Unterbrechungen dar, die wir bei den Kindern mit Ankündigungen einleiten, z.B. “Ihr habt noch eine kurze Spielzeit, dann ist ...“ Siehe “Der Tagesablauf”

 

“Je mehr Eigeninitiative und Selbstbestimmung zugelassen werden, desto mehr Erfahrungen und Kompetenzen können sich die Kinder aneignen.“ 5

 

„Sie [die ErzieherInnen] geben Kindern die Zeit, die sie brauchen, um lernen zu können und achten darauf, individuelle Bildungsprozesse nicht zu unterbrechen.“ 6

 

Pikler und Montessori gingen davon aus, dass Kinder nicht zum Spiel angehalten werden müssen. Montessori entwickelte, die mit den verschiedenen Sinnen “arbeitenden” Montessori-Materialien und Pikler in Zusammenarbeit mit Elfriede Hengstenberg Geräte, die zur Bewegung einladen. Der Impuls zur Beschäftigung/ Tätigkeit mit den Materialien geht vom Kind aus.

Berliner Bildungsprogramm, Weimar 2018, S. 31 

Berliner Bildungsprogramm, Weimar 2018, S. 38

 

“Bei der Gestaltung des Tagesablaufs kommt es darauf an, überschaubare Strukturen vorzugeben, an denen sich die Kinder orientieren können. Gleichzeitig benötigen die Kinder Freiräume für Eigenaktivitäten, um ihren Alltag ohne Fremdbestimmung durch die Erwachsenen alleine und in der Gruppe zu verbringen.” 7

 

Wir verstehen uns als BegleiterInnen der Kinder

Wir bieten den Kindern eine konstante, liebevolle Begleitung im Alltag. Wir achten auf ihre Signale, hören ihnen zu, nehmen ihre Gefühle in allen Situationen ernst und wahren ihre Grenzen.

 

“Grundvoraussetzung für das neugierige und zuversichtliche Erkunden der Welt ist das körperliche und seelische Wohlbefinden der (...) jungen Kinder. Dabei geht es sowohl um die angemessene Befriedigung ihrer entwicklungsspezifischen körperlichen Bedürfnisse als auch um ihr Bedürfnis nach Geborgenheit und emotionaler Sicherheit, liebevoller Zuwendung und Trost, nach Zuverlässigkeit, Halt und Orientierung.” 8

 

“Jedes Kind benötigt ein spürbares Interesse dieser Bezugspersonen [Eltern und weiterer sowie PädagogInnen] an seiner Tätigkeit, seinen Empfindungen, seinen Fragen und seinen Erkenntnissen. Deshalb ist die Qualität von Beziehungen so wichtig für die Qualität der Bildung.” 9

 

Wir achten auf die Signale der Kinder
Wir möchten, dass sich Kinder von anbeginn als aktive TeilnehmerInnen empfinden können. Deshalb geben wir den Kindern Zeit für ihre Reaktionen. Beispielsweise warten wir beim Wickeln kurz ab, ob das Kind selbst den Fuß aus seiner Hose zieht. Generell benennen wir unsere Handlungsschritte am Kind und warten kurz ab, wie es reagiert, beispielsweise: “Ich sehe du drehst dich weg. Möchtest du ein anderes Oberteil anziehen?”... Wir sind im Dialog und schauen genau, wie wir helfen und unterstützen können. Wir wollen, dass sich die Kinder als ernst genommene Persönlichkeiten und handlungsfähig erleben.

 

“Ob [man] beim Füttern abwartet, bis das Baby den Löffel sieht und den Mund öffnet, oder ob [man] den Löffel unerwartet in den Mund schiebt; ob [man] das Füttern beendet, wenn das Kind den Mund nicht mehr öffnet und sich dann möglicherweise abwendet, oder ob [man] es trotz dieser Signale weiterfüttert, all das wirkt sich auf das Selbsterleben und Kompetenzgefühl deskleinenKindesaus.”10

 

Wir begleiten unsere Handlungsschritte verbal

Wir benennen jeden Handlungsschritt am Kind bevor wir körperlich mit ihm in Aktion treten, z.B. sagen wir: „ich ziehe Dir Deinen Pullover an. Ich ziehe ihn Dir über den Kopf. Hier kannst Du Deinen rechten Arm durchstecken.“ Dadurch geben wir ihnen Worte für Dinge und dafür, wie sich Dinge oder Handlungen anfühlen. Wir schauen das Kind dabei an und warten nach jedem Satz bewusst ab, wie es reagiert. Wir geben ihm damit Zeit und Erfahrungsraum, sich auf uns und die Situation einzustellen und sich dabei kennenzulernen.

 

Berliner Bildungsprogramm, Weimar 2018, S. 37
Berliner Bildungsprogramm, Weimar 2018, S. 15f
Berliner Bildungsprogramm, Weimar 2018, S.15
10 Tardos, Anna; Werner, Anja (Hg.) Ich, Du und Wir. Frühes soziales Lernen in Familie und Krippe, Pikler Gesellschaft, Berlin 2011, S.13

 


Wir achten die persönliche Entwicklung

Jedes Kind leistet einen anspruchsvollen Lernprozess.

 

Wir unterstützen die Kinder die Toilette zu benutzen, setzen sie aber nicht dem Druck aus, zu vom Erwachsenen festgelegten Zeiten auf den Topf/ die Toilette gehen zu müssen.

 

Im sozialen Lernprozess geraten Kinder in innere Spannung zwischen ihren Wünschen und den Wünschen und Erwartungen ihrer Umgebung. Sie müssen erst lernen, ihre Impulse zu beherrschen und angemessen zu handeln ohne ihre eigenen Interessen aufzugeben. Das Experimentieren mit unterschiedlichen Verhaltensweisen sowie das Nichteinhalten von Regeln obwohl diese dem Kind bereits vertraut sind, gehört zum Lernprozess. Wir helfen den Kindern “Erwartungen zu erkennen und zu erfüllen, anstatt [sie] bei “Fehlern” zu ertappen und zu kritisieren.”1 Wir respektieren die individuelle Entwicklung und charakterliche Eigenheiten. Dabei unterstützen wir uns gegenseitig im Team indem wir Situationen “abgeben können” und in den Teamsitzungen regelmäßig über Situationen und Kinder sprechen. Siehe “Das Üben im Miteinander” und “Mit Gefühlen umgehen lernen”

 

Wir gehen auf Individualität ein/ Beobachtung und Dokumentation

Um die Kinder in ihrer Entwicklung optimal zu unterstützen, gehen wir auf ihren individuellen Entwicklungsstand ein. Wir beobachten jedes Kind und das Gruppengefüge und wählen dementsprechend Materialien für die vorbereitete Umgebung aus und “aktualisieren” das Materialangebot. Auch reichen wir nach individuellem Interesse oder Förderbedarf zusammengestellte “Arbeits-Tabletts” oder wägen situativ ab, z.B. ob wir ein Kind, das schwer in Kontakt mit anderen Kindern kommt, von der eben “gefundenen” Spielgruppe weg holen, um einen vergessenen Arbeitsplatz aufzuräumen.

 

Wir besprechen das Verhalten und den Entwicklungsstand der Kinder turnusmäßig und auch situationsbezogen in unseren regelmäßigen Teamsitzungen vor dem Hintergrund ‘Fühlt sich das Kind wohl?’ ‘Können wir es unterstützen?’ und erarbeiten im kollegialen Dialog Handlungsschritte. So wird jedes Kind gesehen. Grundlage der Besprechungen ist der mündliche Austausch von Situationen (z.B. sind nicht immer alle ErzieherInnen gleichzeitig im Dienst) und schriftliche Beobachtungen und Sprachdokumentation. Wir orientieren uns am Beobachtungssystem “Leuvener Engagiertheitsskala”.

 

Sprache fördern

Wir sind viel im verbalen Austausch mit den Kindern, wir hören mit ihnen Musik und singen mit ihnen. Neben den alltäglichen Überleitungen in neue Situationen, der Ankommensrunde, dem Beisitzen im Arbeitszimmer oder individuellem Bücher anschauen/ lesen, kommt beim Essen den Tischgesprächen eine besondere Aufmerksamkeit zu. Hier können wir z.B. Stimmungen in der Gruppe oder Spielpartnerkonstellationen heraushören und bei Bedarf auch über Probleme und Streitigkeiten sprechen. Wir lernen so die Interessen und Vorlieben der Kinder kennen. So können wir die vorbereitete Umgebung auf die Bedürfnisse der Kinder hin gestalten. Alle Handlungsschritte am Kind begleiten wir verbal, um den Kindern neben Respekt ihrer Person und Persönlichkeit auch Worte für ihre Gefühle zu geben, z.B. “ich sehe, dass Du jetzt wütend/ traurig/ müde bist”. So können die Kinder aktiv Sprache erlernen und ihren Wortschatz stets erweitern.

 

11 Tardos, Anna; Werner, Anja (Hg.) Ich, Du und Wir. Frühes soziales Lernen in Familie und Krippe, Pikler Gesellschaft, Berlin 2011, S.19

Die kindliche Perspektive einnehmen
Wenn wir Maßnahmen besprechen, versetzen wir uns in die Perspektive der Kinder. Wir fragen inwieweit unsere Maßnahmen die Kinder sich als ernst genommen, unterstützt, selbstständig, selbstbestimmt oder selbstwirksam erleben lassen. Gegebenenfalls wägen wir mit der uns übertragenen Fürsorgepflicht oder z.B. dem Auftrag zum Schutz vor Reizüberflutung aus dem BBP ab.

 

Explorationsverhalten fördern durch Zurückhaltung in verbalen Äußerungen

Je weniger die Erwachsenen verbal anleiten, erklären oder korrigieren, desto mehr können sich die Kinder bereits von klein auf als selbstständig und fähig erfahren und aus eigenem Antrieb und eigener Anstrengung Problemlösungen finden. Alternativ zu verbalen Aufforderungen, z.B. der Aufforderung zum Spielen und Lernen oder etwas zu unterlassen, weil es gefährlich ist, nutzen wir den nonverbalen Charakter von Umgebung und Material.1 Siehe unser “Raum- und Materialkonzept”

 

Besonders sorgfältig bedenken wir beim Einrichten und Ausstatten der Umgebung, ob - diese dann von den Kindern “bespielt” - Verbote oder wiederholende Erklärungen notwendig macht, wie z.B. “Das darfst du nicht ... ist gefährlich”. Ist dies der Fall überlegen wir, was wir verändern müssen. Denn ständige Hinweise oder Verbote seitens der Erwachsenen stoppen die Kinder in ihrer Aktivität, schaffen Unsicherheit oder legen womöglich den Nährboden für Gedanken wie ‘ständig mache ich etwas nicht richtig’. Manchmal sind zur Vermeidung ständiger Hinweise oder Verbotsäußerungen Regeln unerlässlich, z.B. damit die Kinder zugleich autark und sicher spielen können. Ein Beispiel dazu: Die Kinder dürfen aus Gründen des Unfallschutzes auf die Hochebenen keine Hocker, Yogakissen und Motorradhelme mitnehmen, da diese beim Herunterfallen den Kopf eines Kindes treffen oder sie auf den Stufen umstoßen können. Ein anderes Beispiel: Im “Azi” darf nicht gerannt werden. Diese Regel dient dem Unfallschutz und garantiert zugleich, dass eine bestimmte Atmosphäre entsteht bzw. nicht gestört wird.1 Bei den Regeln achten wir darauf, dass sie für alle Kinder, auch die jüngsten, leicht zu verstehen und zu merken sind. Wir verwenden z.B. Fotos und achten auf die Anzahl der “verbotenen” Gegenstände wie auch auf die Anzahl der Regeln generell.

 

“Nur wenige, wirklich wichtige Verbote sollen ausgesprochen werden, um es dem Kind zu erleichtern, diese Erwartungen zu akzeptieren und zu berücksichtigen. Das kleine Kind kann durch ein Übermaß an Einschränkungen beispielsweise beim Erkunden (...) verunsichert und gehemmt werden. Eine Hilfe kann es sein, die Umgebung (...) so einzurichten, dass es sich darin bewegen kann, ohne zu viele Aufforderungen berücksichtigen zu müssen, beispielsweise dadurch, dass Gefahrenquellen oder ungeeignete Gegenstände für das Kind nicht erreichbar sind.”14

 

 

12 nach den Erfahrungen von Emmi Pikler und Maria Montessori
13 Nach Montessori lieben es Kinder, sich in Tätigkeiten zu vertiefen, sie bezeichnet es als “Polarisation der Aufmerksamkeit”, allgemein als “Flow” bekannt. Darin möchte sie Kinder unterstützen indem sie einen Ort mit entsprechender Atmosphäre schafft. In der Montessori-Pädagogik gibt es dafür die Teppiche. Niemand darf über den Teppich hinweg gehen/ rennen. Niemand anderes darf vom Teppich etwas wegnehmen oder etwas verändern. Die Kinder müssen fragen, ob sie zuschauen oder mitmachen dürfen. In unserem “Azi” darf nicht gerannt werden und die Kinder dürfen hier auf ruhige Gespräche bestehen. An anderen Orten sollen sie gemeinsam eine eigene Lösung finden.

 

Außerdem benutzen wir Kletterzäune oder den Magnetverschluss an Türen, um wiederholenden verbalen Aufforderungen und Erklärungen aus dem Weg zu gehen. Ein Beispiel: Um ins Arbeitszimmer (“Azi”) zu gelangen, müssen die Kinder über zwei Hocker einen Zaun im Türrahmen überklettern. Erfahrungsgemäß verfügen die Kinder zeitgleich über die dazu nötigen motorischen Fähigkeiten sowie über die kognitive Reife für das Angebot im “Azi”. D.h. sie gelangen ins “Azi”, wenn sie kein Interesse mehr daran haben, Materialien in den Mund zu nehmen und mit Scheren angemessen umgehen können. So ein “versperrter” Zugang mag gemein oder ähnlich wirken. Er bewirkt jedoch, dass zwangsläufig zu wiederholende Aufforderungen, Hinweise oder Erklärungen, die die Kinder im Explorationsverhalten behindern, hinfällig werden. Außerdem reichen wir altersentsprechende Materialien aus dem Arbeitszimmer auch auf Wunsch der Kinder heraus, wenn diese den Zaun noch nicht bewältigen können. Im frei zugänglichen Bereich befinden sich in einem Regal explizit Angebote für Kinder unter drei Jahren. Auch stellt der Zaun eine Beschränkung dar, die an die eigenen körperliche Fähigkeiten bzw. Grenzen gebunden ist. Diese Art Beschränkung kann besser verstanden und somit akzeptiert werden. Die Kinder lernen dabei Frustrationstoleranz. So gibt der Zaun Anreiz, sich anzustrengen. Haben die Kinder den Zaun bewältigt, verfügen sie über die wertvolle Erfahrung, sich einer Herausforderung gestellt und diese bewältigt zu haben.

Der Magnetverschluss: Um auf die “große Hochebene” zu gelangen, müssen die Kinder ein Türchen öffnen, das durch einen kräftigen Magneten verschlossen ist oder über den Zaun neben dem Türchen hinüber klettern. Über die Kraft dazu verfügen sie zeitgleich mit der motorischen Sicherheit für die Treppe. Wir helfen den Kindern beim Öffnen des Türchens oder beim Klettern über den Begrenzungszaun nicht. Wir bleiben in solchen Situationen begleitend an ihrer Seite. Wenn uns Kinder auffordern, sie zu stützen oder zu halten, können wir sagen: “Du kannst dich an meiner Schulter festhalten.” So signalisieren wir Hilfsbereitschaft, bleiben aber passiv und verändern nicht die Körperwahrnehmung des Kindes indem wir Kraft oder Stütze ausüben.

 

Sitzhöhe auf Kuschel- und Augenhöhe
Um für die Kinder stets Ansprech- und „Kuschel“partner sein zu können, sitzen wir während unserer Arbeitszeit viel auf dem Boden, auf Augenhöhe mit den Kindern.

 

Unterstützung im autonomen Handeln
Wir unterstützen die Kinder beim Finden von eigenen Lösungen in Alltagssituationen, beim Basteln sowie in Konflikten oder bei „Handgreiflichkeiten“. Wir nehmen uns als Erwachsene zurück. Wir hinterfragen: Wo hilft unsere Hilfe und wo stört sie, wo nimmt sie dem Kind/ den Kindern den Erfahrungsraum, die Möglichkeit, (sich) selbst (aus)zuprobieren.


14 Tardos; Werner (Hg.), Berlin 2011, S.21

 

„Jeder, der mit einem Kind zusammenlebt, kann die Erfahrung machen, wie glücklich und stolz es ist, wenn es etwas herausgefunden hat, etwas kann, das für sie oder ihn selbst von hoher Bedeutung ist (...) Der Wunsch sich anzustrengen und etwas zu leisten, Widerstände und Schwierigkeiten zu überwinden, wird gespeist von der Erwartung auf eben dieses Glücksgefühl“.15

 

“Versuch und Irrtum in seinen Aktivitäten zu erleben, beinhaltet einen weiteren Aspekt. Dadurch, dass das Kind im frühen explorierenden Spielen und Bewegen lernt, physikalische Gesetzmäßigkeiten anzuerkennen und die Grenzen, die seinen Bestrebungen durch Eigenschaften der Dinge gesetzt werden, zu akzeptieren, wird es später eher verstehen, dass es Dinge gibt, die unabänderlich sind und wird leichter auf Wünsche verzichten, die unrealistischoderunerfüllbarsind.”16

 

Bereits von Anbeginn sollen die Kinder beim An- und Ausziehen möglichst viel allein schaffen, wie z.B. ihre Schuhe, Jacke holen, aktiv beim Anziehen mitmachen und anschließend ihre Schuhe etc. in das dafür vorgesehene Fach zurücklegen bzw. anhängen. Die Eltern unterstützen uns in diesem Punkt und die Autonomie ihres Kindes bzw. ihrer Kinder indem sie es bzw. sie so kleiden, dass sie ihre Kleidung möglichst selbstständig aus- und anziehen können.

 

Körperwahrnehmung fördern

Grundsätzlich heben wir die Kinder nicht auf Spielgeräte/ Möbel hinauf oder hinunter. Wir machen ihnen nicht vor, wie bestimmte Bewegungsabläufe funktionieren könnten. Wir sind bei Bedarf oder Unsicherheit an ihrer Seite, um sie beim Klettern zu unterstützen. Wir ermöglichen den Kindern somit, ihre Fähigkeiten zu erkennen und ihnen zu vertrauen und darauf aufbauend („Schritt für Schritt“) die eigenen Grenzen überwinden zu können. Die Kinder sollen sich selbst einschätzen lernen und sich nicht überschätzen bzw. auf Fremdhilfe angewiesen sein.

 

Wir geben den Kindern die Möglichkeit über ihre Kleidung selbst zu entscheiden, um ihren Körper „hautnah“ spüren zu können. Ausführlicher dazu siehe im Sexualpädagogischen Konzept unter dem Abschnitt: “Den eigenen Körper wahrnehmen und ein positives Körpergefühl entwickeln

 

Wahrnehmung der Bedürfnisse ermöglichen
Bei den Mahlzeiten stehen die Kinder auf, wenn sie satt sind bzw. nicht mehr essen möchten. Die Kinder müssen nicht unter Zwang aufessen oder kosten, sondern sollen lernen, wie viel Hunger oder Appetit sie haben. Wenn Essen wiederholt in Mengen weggeworfen wird, achten wir darauf, wie viel Essen sich das Kind nimmt und besprechen diese spezielle Problematik mit ihm.

Wir finden es wichtig, dass Körperpflege in einem zwanglosen Rahmen stattfindet. So lassen wir die Kinder selber ihren Mund und ihr Gesicht waschen und unterstützen bei Bedarf.

 

15 Berliner Bildungsprogramm, Weimar 2018, S.15 16 Tardos; Werner (Hg.), Berlin 2011, S.15f

 

Unsere Räume und Tagesstruktur geben den Kindern die Möglichkeit, ihre Bedürfnisse wahrzunehmen und danach zu handeln, z.B. den individuellen Rhythmus von Aktivsein und (An)spannung und Entspannung. Wenn uns die Kinder ansprechen: “Mir ist langweilig.” oder “Ich weiß nicht, was ich machen soll.”, sagen wir z.B. auch: “Es ist okay, wenn du dich hinsetzt und nichts machst.”

 

Die Pflegesituation intensiv nutzen
Wir nutzen die Pflegesituation positiv zur intensiven Kontaktaufnahme zum Kind und schenken ihm auch dabei unsere ungeteilte Aufmerksamkeit. Wir geben im Team Bescheid “Ich bin mit ... wickeln.” Unser Personalschlüssel ermöglicht pädagogisch wichtige Situationen mit ungeteilter Aufmerksamkeit der ErzieherInnen.

 

“Von großer Bedeutung ist, dass Pädagoginnen und Pädagogen in intimen Situationen, bei denen sie Kindern unmittelbar körperlich nahe sind, also beim Essen und Wickeln, beim Anziehen und bei der Körperpflege ihre Aufmerksamkeit möglichst ungeteilt dem Kind zuwendenundliebevollmitihmkommunizieren.”17

 

Die Pflege/ Wickeln
Wir wickeln die Kinder mit ihrer Unterstützung, indem wir unsere Handlungsschritte benennen und lassen die Kinder dabei z.B. den Fuß reichen, den Po heben. Wir sind behutsam und achten darauf, wie viel Nähe und Körperkontakt das einzelne Kind dabei möchte oder braucht. Maßgebend ist hierbei immer das Bedürfnis des Kindes. Auf diese Weise signalisieren wir dem Kind, dass wir es als Persönlichkeit wahrnehmen, wir gehen in den Dialog mit unserem Gegenüber und wir ermöglichen aktive Teilnahme.

 

“Wenn sich das Baby [bzw. Kind] als aktiver Teilnehmer erlebt, der die gemeinsame Tätigkeit beeinflusst und mitgestaltet, erfährt es seine Kompetenz und Wirksamkeit in diesen Situationen deutlicher als ein Kind, das während der körperlichen Versorgung unbeteiligt bleibt oder von der Pflegehandlung mit Spielzeugen abgelenkt wird. [...] Dazu gehört auch, dass sich das Kind während der Pflege, geschützt durch eine sturzgesicherte Wickelgelegenheit, frei bewegen darf.” 18

 

Unser Wickeltisch ist links, rechts und hinten durch Wände begrenzt (Wand/ Regalseite/ Fenster). Die Kinder können über eine Leiter oder mit Hilfe eines Hockers selbst auf den Wickelplatz gelangen. Den Wickelplatz säumt ein rosafarbener Baldachin aus Stoff, in den die Kinder hineinschauen, wenn sie auf dem Wickeltisch liegen. Sie dürfen wählen ob sie eine neue Windel im Liegen oder im Stehen auf dem Wickeltisch oder im Stehen im Flur vor dem Erwachsenenbad erhalten möchten. Außnahme bildet eine eingekotete Windel. Die kann aufgrund der Hygiene nur auf dem Wickelplatz gewechselt werden.

 

Unterschiedliche Essenssituationen

Wir essen in zwei Gruppen. Die Einteilung folgt dem unterschiedlichen Entwicklungsstand in der Feinmotorik, den Bedürfnissen und der Konzentration der beiden Altersstufen von 1 bis ca. 3,5 Jahre und dem Alter ab ca. 3,5 Jahren. Während die jüngsten Kinder insbesondere


17 Berliner Bildungsprogramm, Weimar 2018, S.16 

18 Tardos; Werner (Hg.), Berlin 2011, S.13

 

für die Essenssituation selbst Unterstützung benötigen (Zubereitung der Frühstücksbrote, Einschenken von Getränken, Nachfüllen der Essensportionen, Zurechtfinden am Tisch und beim Abräumen) und lange mit dem Essprozess beschäftigt sind, sind die älteren Kinder neben dem Essen an Gesprächen mit den Peers oder Erwachsenen interessiert, so dass hier eine angeregte Tischsituation vorherrscht. Wir gehen in beiden Essgruppen behutsam auf die Kinder ein, indem wir z.B. fragen, ob bzw. was sie essen und trinken möchten. Wenn die Kinder noch nicht sprechen können oder schüchtern/ zurückhaltend sind, genügt uns ein Blickkontakt oder eine Geste ihrerseits zur Verständigung. So wird eventuell die Frage nach “Tee” oder “Wasser” mit einem Blick zur Teekaraffe oder dem Hinhalten des Glases beantwortet. Die Älteren nehmen sich Getränke und Essen meist selbstständig.

 

Nonverbale Hilfestellung und Ästhetische Erziehung
Uns ist es wichtig, dass die Kinder sehen, ob und was sich in ihren Trinkgefäßen oder Tellern befindet. Deshalb benutzen wir Gläser, Teller aus Porzellan und Schüsseln aus Glas- auch wenn mal etwas zu Bruch geht. Damit geben wir Hilfestellung für eine leichtere Orientierung und zum Training der Hand-Auge-Koordination. Glasgefäße eignen sich zudem besser als Kunststoffgefäße zum eigenständigen Einschenken aufgrund ihres Gewichts, woraus sich eine gute Standfestigkeit ergibt. Glas und Porzellan besitzen ästhetische Oberflächen und man erhält sie in zurückhaltender Farbigkeit. Das beeinflusst den ästhetischen Charakter der Umgebung und wirkt visuell beruhigend (Reduktion von Informationen als Hilfestellung von Lernprozessen und Schutz vor Reizüberflutung).

 

“Missgeschicke” zulassen
Wir greifen nicht in die Handlung von Kindern ein, auch wenn man beispielsweise voraussieht, dass das Wasser beim selbstständigen Einschenken neben das Glas gelangen wird. Eigene Erfahrung ist wertvoller als verbalisiertes Wissen. Wenn uns unser Auftrag zum Schutz der Gesundheit bzw. Unversehrtheit zum Eingreifen in die Handlung des Kindes auffordert, begleiten wir unser Eingreifen verbal, beispielsweise: “Das ist zu gefährlich. Ich nehme das jetzt aus deiner Hand.”

 

Das Üben im friedvollen Miteinander fördern und unterstützen

Geraten Kinder in einen Streit, nehmen wir uns in Äußerungen zurück. Das heißt, wir gehen nicht zwingend unverzüglich dazu. Denn das ist bereits eine nonverbale Äußerung. Wir beobachten genau. Begleiten wir den Konflikt verbal, gehen wir zu den Kindern hin und begeben uns auf Augenhöhe. Wir lassen die Kinder erzählen, was passiert ist. In der Konfliktbegleitung wiederholen wir, was jeweils das eine Kind zum anderen gesagt hat und warten ab, dass sie selbst eine Lösung finden. Wir geben Hilfestellung indem wir z.B. sagen: “Jetzt hast du gesagt, was du nicht möchtest. Du kannst ... sagen, was du möchtest. Was soll ... tun?” Auf diese Weise fördern wir die Kinder ihre Gefühle und Bedürfnisse wahrzunehmen und zu äußern und letztendlich friedlich durchzusetzen.

 

Wir begleiten den Prozess der Streitschlichtung und des Tröstens indem wir uns dazu setzen, Wünsche und Forderungen wiederholen bzw. klarer formulieren und den Kindern somit vermitteln, dass es wertvoller und produktiver ist sich umeinander zu kümmern, z.B. zu streicheln, das „Aua wegzupusten“, einander zuzuhören als eine bloße verbale Entschuldigung zu murmeln.

 

“Wir erwarten, dass das Kind erwünschte Verhaltensweisen mit der Zeit durch unser Vorbild und unsere Hinweise übernehmen wird, rechnen aber nicht damit, dass es auf Anhieb alle gutenSittenbeherrscht.”19

 

Jedes Kind hat das Recht zu entscheiden, mit wem es spielt. Auf diese Weise lernen Kinder mit Begrenzung und mit einem “Nein” umzugehen und Alternativen zu finden, weil sie auf diese Weise gleichzeitig erfahren, dass es okay ist, seinem Bedürfnis bzw. seiner Lust z.B. nur mit ... zu spielen, nachzugehen. Die Frage: “Darf ich mitspielen?” darf und soll offen beantwortet werden. Wir achten darauf, dass niemand dauerhaft ausgegrenzt wird und gehen in den Dialog mit den Kindern.

 

Mit Gefühlen umgehen lernen
Die Kinder dürfen auch Gefühle zeigen, die allgemein als negativ aufgefasst werden. Sie dürfen, z.B. wütend, sauer oder traurig sein. Wir bieten ihnen einen “Schoß” oder unser Beisein an und geben ihnen “Raum” zur Selbstregulation. Sie dürfen sich und andere nicht verletzen. Siehe auch unter “Sexualpädagogisches Konzept” im Abschnitt “Die eigenen Gefühle wahrnehmen/ Die eigenen Bedürfnisse wahrnehmen und friedvoll durchsetzen/ Mit einem “Nein” von anderen umgehen”

 

Mit Bewertungen zurückhalten

Wir halten uns in unseren Äußerungen und Bewertungen zurück, z.B. kommentieren und bewerten wir Erwachsenen keine Arbeit, die gemalt oder gebastelt wurde. Wir kommentieren und bewerten keine Farb- oder Materialwahl. Alternativ nutzen wir als Resonanz auf z.B. “Hab ich das schön gemalt?” eine Gegenfrage “Gefällt es Dir?- Dann hast Du es gut gemacht.” oder bei “Guck mal, was ich kann!” eine verbale Beschreibung der Tätigkeit des Kindes, z.B. “Ich sehe, du bist auf das Klettergerüst geklettert.” Das dient nebenbei der Sprachförderung, wenn wir ihnen Worte für ihre Handlungen geben oder unterstützt sie in ihrer Wahrnehmung und Einschätzung ihrer Fähigkeiten.

 

Wir unterstützen die Kinder in ihren eigenen Ideen und Aktivitäten

Wir greifen ihre Ideen nicht voraus, z.B. zeigen wir nicht, welche Verwendung “normalerweise” Gegenstände oder Materialien haben. Wir “befüllen” regelmäßig die Regale/ Körbchen mit unterschiedlichsten Dingen und warten ab, ob und wie die Kinder diese zum Basteln oder Spielen und Bauen nutzen. Wir lenken sie nicht ab, sondern unterstützen sie, wenn nötig und erwünscht, in ihren eigenen Aktivitäten. Bei Schreibinteresse schreiben wir den Kindern von ihnen diktierte Worte oder Sätze meist zum Nachschreiben auf Zettel. Hilfe beim Ausschneiden, Vormalen oder Abmalen von Formen leisten wir nicht, um nicht durch unsere dann “perfekt” ausgeschnittenen Produkte die Kinder zu frustrieren, da ihnen dies nicht so gelingt. Wir ermutigen sie stattdessen z.B. in Büchern oder draußen zu schauen, wie ein Auto/ Tier usw. aussieht oder Papier nicht zu schneiden, sondern zu reißen oder sich gar eine ganz andere Lösung einfallen zu lassen. Statt Ausmalbücher bieten wir abstrakte Mandalas an.

 

Wir unterlassen Bewertung/ Kommentare zur Kleidung der Kinder

Wir halten uns mit bewertenden Äußerungen zurück.- Dies gilt nicht nur in Bezug auf hergestellte Werke der Kinder oder in Bezug auf Verhaltensweisen (z.B. bei Konflikten), sondern auch für die Kleidung. Die Kinder sollen ihre Kleidung nicht anziehen und auswählen, um zu gefallen. Wir möchten sie darin unterstützen Kleidung als Anziehsachen auszuwählen und nicht als Objekt, das Persönlichkeitsmerkmale “macht” (“Ist das schön/ cool!” = “Du bist schön/ cool.”) oder als Objakt, das verbindet (Man spielt nur zusammen, weil die Kleidung schön/ cool oder mit bestimmten (Marken)Motiven gestaltet ist.).

 

19 Tardos, Anna und Werner, Anja (Hg.), Pikler Gesellschaft, Berlin 2011, S. 26

 

Zu Selbstverantwortung motivieren
Die Kinder haben Fächer mit Kisten für Wechselwäsche, mitgebrachte Spielsachen oder Bastelarbeiten, sowie Mappen für Zeichnungen. Über diese können/ sollen sie selbstständig verfügen, um Verantwortung für ihre Sachen zu übernehmen und Selbstständigkeit zu trainieren. Wir unterstützen beim Aufräumen und Suchen, tragen den Kindern verlegte Sachen aber nicht in ihre Fächer oder die Garderobe hinterher. Gleiches gilt für Hausschuhe, gebastelte oder gemalte Werke.

 

Wir ermöglichen den Kindern soziale Verantwortung zu üben. Sie haben die Möglichkeit zurückgezogen zu spielen: in blickgeschützten Bauten auf und unter unseren Hochebenen oder zurückgezogen ohne ständiges Beisein der ErzieherInnen in unserem sogenannten “Schlazi” (Abkürzung für Schlafzimmer). Für das Spielen bei geschlossener Tür gelten bestimmte Regeln. Diese siehe im Sexualpädagogischen Konzept in den Abschnitten “Regeln für das zurückgezogene Spiel im “Schlazi” prinzipiell” und “Regeln für die ErzieherInnen”

 

Mit allen Sinnen lernen

Generell achten wir bei der Gestaltung des Kinderladens auf ästhetische Wirkung und Atmosphäre. Bei unserer Auswahl für die Ausstattung und Materialien achten wir darauf, dass die Sinne der Kinder vielfältig angesprochen werden.

 

Wir bieten z.B. für die Tast- und Berührungssinne (Oberfläche, Gewicht, Temperatur; Form) verschiedene Tücher, Kissen, Decken, Felle, Bürsten, Kugeln, Geschirr aus Porzellan und Glas, Gefäße aus Edelstahl und Kunststoff (wenig) sowie verschiedene Bodenbeläge - Teppich (rauh, warm), Linoleum (glatt, kühl, kalt) - und Matratzen. Die Sinneseindrücke dürfen die Kinder durch direkten Körperkontakt beim Barfußlaufen auf dem Teppich oder dem Linoleum verstärkt wahrnehmen. Ebenso beim Unbekleidet sein und Einkuscheln in Decken, Tücher oder Felle.

Wir bieten Farben, Knete, Kleister zum Malen, Matschen, Hineingreifen und Kneten an; Stifte, Papier, Pappe und Sand in einem Sandbecken sowie Wasser auf “Arbeits-Tabletts”2 0

 

20 “Arbeits-Tabletts” siehe in “Unsere Räume und ihre Ausstattung” in den Abschnitten “Unser Raum- und Materialkonzept” und “Auffordernde Umgebung” und “Offene Materialien”

 

(z.B. ein “Gieß-Tablett” mit verschiedenen Gefäßen zum Ein- und Umgießen, zum Verschütten) “sprechen” die Hände an. Der unvoreingenommene Umgang mit Farben, Wasser, Matsch und Kleister gehört ebenso zu einer gesunden, körperlichen, seelischen und sozialen Entwicklung wie die Wahrnehmung und Erforschung des eigenen Körpers. Wir ermöglichen den Kindern den Umgang mit diesen Materialien. Dies hat natürlich zur Folge, dass die Kinder ihre Kleidung und sich selbst schmutzig machen. Sinnvoll ist es daher, ausreichend Wechselwäsche bereit zu halten.

 

Die Sinne zur Bewegungsempfindung, Bewegungsrichtung, zum Lagesinn und zum Gleichgewicht sind im alltäglichen Bewegen im Kinderladen gefordert, denn die Ausstattung unser Räume verlangt zwangsläufig vielfältige Bewegungen bzw. Bewegungsübungen. Z.B. um auf die große Hochebene zu gelangen, müssen Treppen bewältigt werden; um auf die “rote Hochebene” zu gelangen, müssen zwei ca. 50 cm hohe Stufen überwunden werden; um ins Arbeitszimmer zu gelangen, muss über einen kleinen Zaun geklettert werden; um unter der “roten Hochebene” zu spielen, muss gekrabbelt oder geduckt gelaufen oder gerobbt werden; um auf die Treppe zur großen Hochebene zu gelangen, muss Kraft aufgewendet werden, weil ein Türchen den Zugang zur Treppe abgrenzt. Weiterhin stehen den Kindern jederzeit das Pikler-Dreieck mit und ohne Rutschbrett und oder die “Affenleiter” und verschiedene Podeste zur Verfügung.

 

Für den auditiven Sinn haben wir Musikinstrumente und einen CD-Player im Schlafzimmer oder Geräuschdosen auf einem “Arbeits-Tablett”. Der CD-Player kann von den Kindern in Absprache mit den ErzieherInnen von den Kindern genutzt werden. Sie können jederzeit eigene Musik-Cds von zu Hause mitbringen. Der CD-Player ist den Kindern nicht frei zugänglich, weil wir die Kinder insbesondere vor auditiver und visueller Überreizung schützen. Das auditive und visuelle Sinnessystem ist in unserer Gesellschaft durch die vielfältige Medientechnik, Werbung im öffentlichen Raum und dem großstädtischen Verkehrslärm stark beansprucht. Hingegen sind beispielsweise die Bewegungssinne durch unsere moderne Mobilität und wachsenden Zeitdruck in der Erwachsenenwelt immer weniger im Alltag gefordert.

 

Wir bieten den Kindern sogenannte “Arbeits-Tabletts”, die u.a. auch mit Montessori-Lernmaterialien ausgestattet sind bzw. sich daran orientieren, wie z.B. Arbeiten zur Farbwahrnehmung - Abstufung, Farbtöne. Die Kinder malen mit Buntstiften, Gouache-Farbe, Wachsmalstiften. Ihnen stehen verschiedene Bastelmaterialien, z.B.

Farbpapiere zur freien Verfügung. In den aufgezählten Angeboten findet der visuelle Sinn Anreiz und Stimulation. Wir schützen die Kinder vor visueller Überreizung, z.B. indem wir Wände mit Plakaten oder Bildern äußerst reduziert gestalten, Gefäße aus weißem Porzellan und transparentem Glas beim Essen und im Arbeitszimmer verwenden, den Farbklang und Harmonie von Farben in der nach und nach (über Jahre) angeschafften bzw. ergänzten Ausstattung beachten.

 

Im Arbeitszimmer und den übrigen Räumen halten wir Schälchen aus Porzellan, Holzkästchen und Körbe bereit. Für unser „Zeug zum Spielen“2 1, Mobiliar und Stoffe verwenden wir weitgehend natürliche Materialien. Decken, Kissen oder Stoffe sind einfarbig.


21 Siehe unter “Unser Raum und Materialkonzept” im Abschnitt “Offene Materialien”

 

Dies schützt vor Reizüberflutung, und sie haben einen hochwertigeren optischen, haptischen und nachhaltigeren Wert als Plastikwaren.

 

„Sie fördern durch die Raumgestaltung und Materialauswahl das ästhetische Empfinden der Kinder.“22

 

Den gustatorischen Sinn fördern wir in der alltäglichen Essens-Situation. Wir essen bewusst in zwei Gruppen und besprechen immer wieder im Team die Konstellation der Gruppe und auch die “Darbietung” des Essens. So fördern wir die Aufmerksamkeit der Kinder auf das Schmecken, indem wir für eine ruhige Atmosphäre sorgen. Personell begleiten wir die Essenssituation gut ausgestattet, um die Aufmerksamkeit der Kinder auf den Vorgang des Essens zu lenken und sie altersentsprechend dabei zu begleiten. Die Kinder können beim Essen das bereitgelegte Besteck benutzen oder mit den Händen essen. Dies ist insbesondere für die jüngeren Kinder wichtig, da es zu ihrer körperlichen und geistigen Entwicklung gehört. In der Regel sind auch die Jüngsten am Essen mit Besteck interessiert- wir unterstützen z.B. mit löffelweisem Füttern, falls das dem Kind noch nicht ausreichend gelingt. Die Kinder erkunden somit die Konsistenz der einzelnen Nahrungsmittel, können „eigene Mischungen“ vornehmen und auch ausreichend im Mund spüren, wie es sich anfühlt oder schmeckt. Wenn ein Kind etwas nicht essen möchte, kann es das Nahrungsmittel auf seinen Tellerrand oder den Tisch legen, oder in den aufgestellten Mülleimer spucken.

 

Blumenkästen

Die Blumenkästen vor dem Laden werden von den Kindern mit Unterstützung des Teams/ der Eltern bepflanzt und gepflegt. Auch wenn das Empfinden von Ästhetik zwischen den Kindern und Erwachsenen dabei auseinandergehen kann, ist es uns wichtig die Bepflanzung “so zu lassen” wie die Kinder sich entschieden haben. Passanten, die in unseren Blumenkästen herumwerkeln, machen wir diesbezüglich darauf aufmerksam.

“Sie[diePädagogInnen]ermöglichenKindernErfahrungenmitderPflegevonPflanzen.”23

 

Die Kinder verabreden sich und fragen ihre Eltern per Telefon
Uns ist das soziale Miteinander sehr wichtig. Wir unterstützen deshalb auch Verabredungswünsche der Kinder außerhalb der Kinderladenzeit indem wir sie dann zwecks Absprache mit ihren Eltern telefonieren lassen. Vor den Anrufen besprechen wir mit ihnen “Wer zu Wem” gehen möchte und lassen die Jüngeren/ Schwächeren zuerst zu Wort kommen.

 

Mitgebrachte Spielsachen
Zur Zeit können alle Kinder 1 Spielsache mit in den Laden bringen. In der Vergangenheit hat das Spielsachen-Mitbringen das gemeinsame Spiel behindert und deshalb durften nur die Kinder bis 3 (später bis 4) Jahren eine Sache von zu Hause mitbringen als verbindendes Objekt zwischen der Welt zu Hause und der Welt im Kinderladen. Die älteren Kinder setzten die Spielsachen zum „Angeben“ ein oder verteilten sie willkürlich (Markenartikel und ihre Mengen), z.B. um ihretwegen mit einem anderen spielen zu können oder andere Kinder auszuschließen. Die mitgebrachten Spielsachen veränderten das Spielen der Kinder in der Art, dass Erfahrungen, wie beispielsweise von sich aus mit anderen ins vertiefte Spiel kommen; Alternativen finden, wenn man nicht mitspielen darf; aus Langeweile heraus etwas für sich finden, erschwert waren. Deshalb haben wir im Austausch mit den Kindern und den Eltern entschieden, das Mitbringen von Spielsachen von zu Hause im Kinderladen zu beschränken.


22 Berliner Bildungsprogramm, Weimar 2018, S.43 23 Berliner Bildungsprogramm, Weimar 2018, S.43

 

„Sie [PädagogInnen] ermöglichen Gegenerfahrungen zur Reizüberflutung und Konsumorientierung.“ 2 4

 

Die Gruppenkonstellation hat sich verändert und in einem erneuten Dialog wurde beschlossen, dass jedes Kind 1 Spielsache mit in den Kinderladen nehmen darf. Es gelten dafür folgende Regeln:

 

  1. 1 Sache (wenn es z.B 1 Tasche/ 1 Rucksack zum Spielen ist- muss sie/er leer sein

  2. Die Sache muss ins Fach passen, so dass nichts raussteht oder andere Fächer

    blockiert

  3. Keine Waffe oder Dinge, die eine Waffe sein können

  4. Die Sache darf nicht verschluckbar sein (Teströhrchen vorne im Laden)

  5. Die Sache muss geräuschlos, ohne Licht und ohne Batterien sein

  6. Die Sache muss ohne “abmachbare” Details sein ( Lego/ Playmobil/ Matchboxautos

    mit Gummireifen sind daher fraglich)

  7. Kein Merchandise Artikel aus Film/ Serie/ PC- Handyspiel/ CD/ Buch

  8. Keine Bälle

Die Eltern haben die Aufgabe auf die Einhaltung dieser Regeln zu achten, wenn ihr Kind eine Spielsache mitbringen möchte. Es kann für das Kind schwierig werden, wenn bei Ankunft im Laden festgestellt wird, dass die Sache die Kriterien nicht erfüllt und deshalb nicht im Laden bleiben darf. Wichtig ist es daher dies wohlüberlegt schon zu Hause abzuwägen, damit die Erzieher nicht als “Kontrolleur” oder “Buhmann” dastehen, wenn bestimmte Sachen dann von den Eltern wieder mitgenommen werden müssen.


24 Berliner Bildungsprogramm, Weimar 2018, S.43

 

Der Tagesablauf

  • ●  8:30 - 9:00 Uhr “Bringezeit”

  • ●  Kurz nach 9:00 Uhr “Ankommensrunde” und danach Frühstück in zwei Gruppen

  • ●  9:45 - 10:00 Uhr Zweite “Bringezeit”

  • ●  9:30 - ca. 11:45 bzw. 12:30 Uhr Freie Beschäftigung bis zum Mittagessen in zwei

    Gruppen

  • ●  Zwischen 13:00 und 15:00 Uhr Freie Beschäftigung oder Mittagsschlaf

  • ●  Ca. 15 Uhr Rohkostessen

  • ●  16:00 Uhr (Freitag 15:30 Uhr) Kinderladen schließt

     

  • 8:30 Uhr - 9:00 Uhr Erste “Bringezeit”

    Der Kinderladen öffnet. Die schon anwesenden ErzieherInnen sitzen vorn im Garderobenbereich auf kleinen Hockern, um jedes KInd und jeden Erwachsenen persönlich zu begrüßen und Kindern wie Eltern eine Übergabe zu ermöglichen. Siehe “Unsere Zusammenarbeit mit den Eltern”. Um 9:00 sind in der Regel alle an diesem Tag tätigen ErzieherInnen da.

     

  • 9:00 Uhr
    Alle anwesenden Kinder, ErzieherInnen, Bundesfreiwilligendienstleistenden (und in der Eingewöhnung ggf. Eltern) gehen zur “Ankommensrunde” im Schlafraum.

    Wichtig ist uns hierbei der pünktliche Beginn, damit sich die anwesenden Kinder nicht schon etwas zum Spielen suchen, was dann gleich wieder unterbrochen werden muss. Außerdem haben besonders die jüngeren Kinder vorerst nur eine kurze Aufmerksamkeitsspanne, die beim Warten auf Nachzügler bereits getilgt sein kann. Nach dem Stellen der Kalenderuhr berichten wir über den zu erwartenden Tagesablauf, zeigen z.B. neu erworbene Bücher oder Materialien und überlassen dann den Kindern Gesprächszeit. Wichtig ist uns hierbei, dass jeder Gehör findet, unabhängig von Alter, Entwicklungsstand oder Anliegen. Wir ermuntern die Kinder ausdrücklich ihre Wünsche oder Kritik zu äußern. Natürlich genügt hier eine Reaktion des Kindes wie Nicken oder den Kopf schütteln/ den Kopf wegdrehen. Wir bestehen nicht auf ein verbales “ja”, “nein”, “gut” usw., da die jüngeren Kinder noch nicht sprechen können oder ältere Kinder auch schüchtern oder zurückhaltend sind.

     

  • Kurz nach 9:00 Uhr

    Anschließend gehen wir zum Frühstück in die Küche. Wir essen in zwei alters strukturierten Gruppen, um eine individuelle und ruhigere Essensituation zu gestalten.

    Die Mahlzeiten finden in einer möglichst entspannten Atmosphäre statt. Wir erwarten, dass die Eltern darauf Rücksicht nehmen, indem sie ihre Kinder so rechtzeitig bringen, dass sie bei Beginn des Frühstücks anwesend sind und bei den Mahlzeiten weder “hereingeschoben” noch herausgeholt werden. Das wünschen wir uns für das Frühstück, Mittag sowie das Rohkostessen am Nachmittag.

  • Bis dahin ist also die erste „Bringe“-Zeit und die Kinder können frei wählen, womit sie sich beschäftigen möchten. Kinder, die zu Hause gefrühstückt haben, können ggf. eine Kleinigkeit oder Rohkost essen. Das Frühstück bereiten die Bundesfreiwilligendienstleistende vor, d.h. die Kinder müssen keine Brote o.ä. von zu Hause mitbringen. Wir sitzen bei den Kindern, essen mit ihnen und führen mit ihnen Tischgespräche. Anschließend räumen alle ihr Geschirr ab

  • 9:45 Uhr - 10:00 Uhr Zweite “Bringezeit”

  • Die nächste „Bringe“- Zeit ist dann von ca. 9:45 Uhr bis 10:00 Uhr, weil wir nach dem Frühstück an der Pflege oder noch in der Küche beteiligt sind und somit nicht immer vorne zum Begrüßen sein können.

  • Bis 10:00 Uhr sollen alle Kinder angekommen und verabschiedet sein, da sich inzwischen Spiele und Beschäftigungen formieren oder wir feste Termine/ Pläne für den Tag haben, wie z.B. Musizieren am Dienstag oder Rausgehen am Donnerstag und Freitag (auf Spielplätze/ in den Park/ auf die Wiese). In Eingewöhnungen oder bei Personalengpässen gehen wir nicht raus.

  • Wenn die Kinder den Wunsch äußern, einen “Rausgeh-Tag” zu unternehmen, gehen wir situationsabhängig auch an anderen Tagen auf den Spielplatz oder in den Park. Dementsprechend erwarten wir, dass die Eltern stets witterungsgerechte Kleidung für ihr Kind im Laden bereithalten.

  • 9:30 Uhr - ca. 12:00 Uhr Freie Beschäftigung

  • „Das wirklich wertvolle Wissen, welches das Kind und später der Erwachsene im Leben gut gebrauchen kann, ist das, was es selbst ausprobiert, erarbeitet hat." 25 (Emmi Pikler)

  • 11:45/ 12:00 Uhr Mittagessen

  • Gegen 11:45/ 12:00 Uhr gibt es Mittagessen. Dies findet wieder in zwei Gruppen statt. Möchten Eltern ihre Kinder vor oder nach dem Mittagessen abholen, sollen sie sich so verhalten, dass sie ihr Kind und die anderen Kinder die Mahlzeit in Ruhe beenden lassen, d.h. früh beim Bringen Bescheid geben, dass ... nicht mit isst bzw. in der Garderobe warten bis das Kind vom Mittagessen nach “vorn” kommt.

  • Zwischen 13:00 Uhr und 15:00 Uhr

  • Anschließend gehen die jüngeren bzw. müden Kinder schlafen und werden dabei vom „Spätdienst“- ErzieherIn begleitet, da er/sie am Nachmittag die Bezugsperson darstellt, weil die/der KollegIn eventuell schon Feierabend hat. Die Schlafdauer ist individuell verschieden. Wir wecken die Kinder nur auf Wunsch der Eltern zu bestimmten Zeiten, ansonsten können sie ausschlafen. In der Mittagsruhe suchen sich die anderen Kinder aus Rücksicht eine „geräuscharme“ Beschäftigung/ Spiel. Das “Azi” und der Flur können dann nicht genutzt werden.

  • 25 Emmi Pikler: friedliche Babys- zufriedene Mütter. Pädagogische Ratschläge einer Kinderärztin, S.75

  • Da die Kinder, die schlafen, gegen 15:00 Uhr aufwachen und gewickelt werden bzw. Unterstützung beim Anziehen bekommen, treffen sich alle ca. 15:00/ 15:15 Uhr zum gemeinsamen Rohkostessen in der Küche - “zum Obst(essen)”.

  • Wir haben keine festen Abholzeiten. Die Eltern können ihre Kinder jederzeit außer während des Mittags- oder Rohkostessens abholen. Kommen sie während der Essenssituation, können sie “vorn” oder in der Garderobe warten. Wir finden es schön, wenn die Eltern ihre Kinder im Laden (drin) abholen, weil sie ihr Kind/ ihre Kinder dann auch in Spiel/ Beschäftigungssituationen (wenigstens kurz) erleben können. Und für die Kinder ist es auch schön, wenn sie “sehen” ‘meine Eltern finden mich überall im Kinderladen’.

  • 16:00/ 15:30 Der Kinderladen schließt

  • Montag bis Donnerstag schließt der Kinderladen um 16:00, freitags um 15:30.
  • Sofern nachmittags oder abends keine Teamsitzungen, Elterngespräche o.ä. stattfinden, ist es den Eltern möglich, außerhalb der Betreuungszeiten nach Absprache mit dem Team oder dem Vorstand, den Kinderladen privat für z.B. eigene Kindergeburtstage oder “zum netten Beisammensein” nachmittags zu nutzen. Essen und Getränke sind dann privat mitzubringen. Selbstverständlich muss der Kinderladen am Schluss aufgeräumt und sauber bzw. geputzt hinterlassen werden.

  • WICHTIG: Zur Zeit ist die Nutzung der Räume außerhalb der Öffnungszeiten wegen der Corona- Pandemie- Maßnahmen NICHT gestattet.

 

Unsere Zusammenarbeit mit den Eltern

 

In der Zusammenarbeit mit den Eltern sind uns Vertrauen, Ehrlichkeit und Gesprächsbereitschaft sehr wichtig, da erst gegenseitiges Kennenlernen und Vertrauen Voraussetzung für eine sinnvolle pädagogische Arbeit sind.

 

„Eltern sind und bleiben die bedeutendsten Bezugspersonen der Kinder. Deshalb ist es wichtig, sich mit ihnen immer wieder über die Bildungs- und Entwicklungsprozesse ihrer Kinder zu verständigen.“ 26

 

Für Vertrauen und Gesprächsbereitschaft müssen sich alle regelmäßig austauschen. Gespräche dürfen nicht erst beginnen oder regelmäßig stattfinden, wenn es ernsthafte Dinge/ Probleme zu besprechen gibt. Uns ist die Bringesituation sehr wichtig, um im Kontakt und im Gespräch mit den Eltern bzw. Familien zu sein. Bringezeit und Abholzeit sind bedeutende Übergänge für die Kinder - sie kommen von zu Hause in den Kinderladen bzw. umgekehrt. Rechtlich gesehen muss sowohl zum Bringen als auch beim Abholen des Kindes eine sogenannte Übergabe stattfinden. D.h. das Elternteil/ ErzieherIn übergibt bzw. übernimmt das Kind persönlich. Im Kinderladenalter kann man den Begriff der Übergabe durchaus wörtlich nehmen. Um eine gute Basis für den Tag zu bekommen, ist das Team in der Regel zu 9:00 Uhr komplett. Wir finden die Begrüßung jedes einzelnen Kindes und Erwachsenen und die Weitergabe kurzer Infos sehr wichtig. Manchmal sind Belange wie “Das Kind hat schlecht geschlafen”/ “Es war ein stressiger Morgen” / “Mein Kind ist hungrig” ausschlaggebend für die Abschiedssituation oder gar den Tagesverlauf. Wir möchten jedem Kind die Möglichkeit geben, seine Eltern aktiv zu verabschieden, z.B. aus dem Laden schieben und die Tür selbst schließen oder bei Bedarf auf den Schoß/ Arm genommen zu werden. Zudem kann es wiederum für die Eltern stimmiger sein erst zu gehen, wenn sie eine “richtige” Übergabe des Kindes an eine ErzieherIn vollzogen haben.

 

Interessierten Eltern bieten wir vor Aufnahme bzw. Vertragsabschluss einen Hospitationstermin (ohne eigenes Kind) am Vormittag an, um uns, unsere Arbeit und unseren Umgang mit den Kindern kennenzulernen. Der Termin soll ohne eigenes Kind stattfinden damit die Eltern mit Fokus auf unsere Arbeit beobachten können. Im Nachlauf findet ein Gespräch zur Auswertung von Fragen oder Anmerkungen bzgl. der Hospitation statt.

 

Wir laden zu Erst- bzw. Entwicklungsgesprächen mit beiden Elternteilen ein und sind für Gespräche auch außerhalb der regulären Arbeitszeit mit den Eltern oder dem Vorstand bereit.

 

Ebenfalls wertvoll sind Tür- und Angelgespräche, sofern sie ohne Zeitdruck (z.B. nicht kurz vor Dienstschluss o.ä.) und situationsangemessen (keine Kinder auf dem Schoß, keine zu lösenden Konflikte, angemessene Tonalität usw.) stattfinden. Auch können während der Mahlzeiten keine Tür- und Angelgespräche stattfinden.

 

Darüber hinaus ist eine regelmäßige Teilnahme an Elternabenden und Mitgliederversammlungen von großer Bedeutung. Diese finden normalerweise im zweimonatigen Rhythmus im Kinderladen statt- und zwar nach einer festen Regel: “jeder 1. Donnerstag im ungeraden Monat”, so dass jeder sich schon lange im Voraus darauf einstellen kann und man nicht jedesmal einen nächsten Termin absprechen muss.


26 Berliner Bildungsprogramm, Weimar 2018, S. 13

 

Für den Zeitraum von jeweils einem Jahr wird von den Eltern und dem Team ein Elternteil als Vertrauensperson gewählt, an das sich die Eltern mit Wünschen, Kritik oder im Konfliktfall wenden können. Jede Meinung und jedes Anliegen soll Gehör finden und besprochen werden können. Dadurch profitieren alle und arbeiten gemeinsam an einer stetigen Reflexion und Weiterentwicklung unserer EKT. Siehe “Beschwerdemanagement”

Neben den o.g. Aufgaben der Eltern sind (meist für eine längere Zeitspanne) auch Ämter wie Vorstandsposten, Handwerker-Amt, Kassenprüfer, Bufdi-Beauftragter, Geschenke-Amt, Sicherheitsamt und das Telefonketten-Amt von Eltern zu besetzen. Vielen Dank dafür!

 

Jede Familie erhält ein Exemplar unserer pädagogischen Konzeption, um unsere Arbeit verstehen und mittragen zu können.

 

Die Eltern sind die Experten für ihre Kinder. Wir, die ErzieherInnen, sind die Experten für die Gruppe. Wir sind alle staatlich anerkannte Fachkräfte. Wir verfügen über das Fachwissen zur kindlichen Entwicklung und folgen den Leitlinien und Aufträgen, die das Berliner Bildungsprogramm beinhaltet. Um “blinden Flecken” im Team vorzubeugen, lassen wir uns regelmäßig extern beraten, führen jedes Jahr einmal eine interne Evaluation durch, werden alle 4 Jahre durch eine externe Evaluation geprüft und kooperieren mit weiteren Institutionen, z.B. Therapeuten, der Kitaaufsicht und dem Jugendamt.

 

Aufgaben der Eltern und das Essen im Kinderladen

Die Eltern übernehmen z. Zt. 4 x pro Woche das Kochen/ Vorkochen des Mittagessens und bringen die Mahlzeit rechtzeitig in den Laden. Die Bundesfreiwilligendienstleistenden erwärmen dann das Essen, kochen die Beilagen oder bereiten je nach Vorbereitung durch die Eltern das Essen frisch zu. 1 x pro Woche obliegt das Mittagessen komplett den Bundesfreiwilligendienstleistenden.

 

Zur Zeit gibt es bei uns im Laden vegetarische Bio-Vollwertkost ohne Ei mit viel Rohkost (Obst und Gemüse) bei jeder Mahlzeit. Als Getränke bieten wir Wasser und ungesüßte Tees an. Auf „obligatorischen“ Nachtisch verzichten wir zugunsten von frischem Obst und Gemüse. Kuchen und Süßigkeiten verbinden wir mit Festen, Z.B. Geburtstagen, Sommerfest, Weihnachtsfeier usw. Damit lernen die Kinder gesunde Ernährung, und wir zeigen einen Weg zum bewussten Umgang mit Zucker auf.

 

Das Frühstück und die Rohkostmahlzeit am Nachmittag werden vom Laden gestellt und von den Bundesfreiwilligendienstleistenden eingekauft und zubereitet.

 

Zu den Aufgaben der Eltern zählen außerdem der Wäschedienst (zum Wochenende alle Handtücher, Lappen, Lätzchen etc. mitnehmen, waschen und möglichst am Montagmorgen wieder mitbringen), der Organisationsdienst (bei Abwesenheit/ im Krankheitsfall des/ der Bundesfreiwilligendienstleistenden die Einkäufe für den Laden tätigen), sowie die Bereitschaft beim Frühjahrsputz, bei Renovierungen des Ladens, Reparieren oder Instandhalten der Möbel/ des Inventars mitzuwirken oder im Krankheitsfall der Beschäftigten auch gelegentlich Elterndienst/ Putzen im Laden zu übernehmen. Weitere „Ämter“ siehe Abschnitt Elternarbeit.

 

Für die o.g. Aufgaben werden von den Eltern Listen erstellt. Können Eltern ihre Koch-, Putz-, oder Wäschedienste aus Termingründen nicht einhalten, so kümmern sie sich selbstständig um Ersatz, bzw. Tausch innerhalb der Elterngruppe. Wenn das Kind krank ist oder zu Hause bleibt, so erwarten wir von den Eltern frühzeitig eine Abmeldung für diese Zeit, damit wir nicht unnötig auf das Kind z.B. beim Rausgehen warten.

 

Je nach Gruppenstruktur und Bedürfnisse der Kinder kann einmal jährlich eine Übernachtung im Kinderladen und ggf. eine Reise stattfinden. Des Weiteren gestalten wir gemeinsam mit den Eltern Feste. Diese sind die Adventsfeier, der Laternenumzug und ein Sommerfest.

 

Unsere Räume und ihre Ausstattung

 

Raum- und Materialkonzept

 

Vorbereitete Umgebung

Die Kinder finden Materialien und Spielsachen, die sie zum Spielen und Lernen einladen in einer strukturierten und ästhetisch ansprechenden Umgebung nach dem Prinzip der “vorbereiteten”- und “auffordernden Umgebung”.2 Die Materialien sind frei zugänglich. Die vorbereitete Umgebung gibt Orientierung und Sicherheit durch Struktur und Ordnung: ‘Ich finde etwas an gleicher Stelle immer wieder’ und ‘Ich finde etwas selbstständig’, weil die Räumlichkeiten in Bereiche eingeteilt sind, die sich aus Kindersicht erschließen. Beispielsweise befinden sich Decken, Kissen, Tücher und große Klammern zum Höhle/ Bude bauen in einem festgelegten Bereich; Taschen; Gefäße; Bastelmaterialien an “ihrem” Ort usw. Außerdem erklärt sich die Umgebung weitestgehend von selbst und “sagt” wo man welchen Tätigkeiten nachgehen kann.

 

„Sie [Pädagoginnen und Pädagogen] erleichtern Kindern die Orientierung bei der Auswahl ihrerTätigkeitenundSpieledurchÜbersichtlichkeitundfreizugänglichesMaterial.“28

“Die Materialien sind übersichtlich angeordnet, so dass die Kinder jederzeit selbstständig tätig sein können.” 29

 

Auffordernde Umgebung

Die Umgebung und Präsentation der Materialien hat einen einladenden auffordernden Charakter. Dazu überlegen wir bzw. fühlen uns ein, wie Kinder die Einrichtung und angebotenen Dinge wahrnehmen und was Kinder im verschiedenen Alter damit tun würden. Die Präsentation der Materialien oder Werkzeuge macht das Spiel selbsterklärend.3 Das Spielmaterial ist frei zugänglich und wir verwenden “Arbeits-Tabletts/ Tabletts”, die in Regalen bereit stehen.3 “Arbeits-Tabletts” sind von uns vorbereitete Tabletts mit Spiel/ Lernsachen bzw. Angeboten.

 

Durch intensives Beobachten nehmen wir die Bedürfnisse und den Entwicklungsstand jedes einzelnen Kindes wahr und verändern dementsprechend das Material. Mit Blick auf die Kinder “beleben” wir den auffordernden Charakter der Umgebung immer wieder neu. Wir besprechen Material und Räume regelmäßig und verändern dementsprechend. Wir verändern die Angebote auf den Arbeits-Tabletts. Wenn wir beobachten, dass die Kinder einen neuen Impuls benötigen oder zögerlich/ ängstlich fragen, ob sie dies und das umher räumen dürfen, regen wir sie dazu an, die Spielräume selbst umzugestalten, indem wir kleine Veränderungen vornehmen, z.B. die Podeste nach längerer Zeit am selben Ort und gleicher Aneinanderreihung einmal anders hinstellen, mehr oder weniger Essbänkchen in die vorderen Räume stellen usw.

 

27 Begriffe von Maria Montessori
28 Berliner Bildungsprogramm, Weimar 2018, S.43 29 Berliner Bildungsprogramm, Weimar 2018, S.43 30 nach Pikler
31 nach Pikler und Montessori

 

“Offene Materialien”
Wir haben kein Spielzeug/ keine Spielsachen sondern Zeug zum Spielen. Wir bieten “offene Materialien” an. Nach Pikler sind das Sachen/ Dinge zum Spielen, die der Fantasie freien Lauf lassen und einen vielfältigen Gebrauch ermöglichen. Unser “Zeug zum Spielen” sind z.B. Körbe, in die sich die Kinder hineinkuscheln können, die im Rollenspiel aber auch zum Auto werden können; Klammern, die zum Befestigen von Decken oder als “Einkäufe” im Rollenspiel Verwendung finden; Tücher, die als Verkleidung oder zum Bauen von Buden genutzt werden. Auch das “Pikler-Dreieck” wird nicht nur als Bewegungsmaterial genutzt, sondern auch als “Bauskelett” für Buden und Höhlen oder Berg im Rollenspiel.

 

Die Materialien sind frei zugänglich und dürfen umher geräumt / bewegt werden
Die Kinder haben freien Zugriff auf die Materialien und können sie in den verschiedenen Bereichen verwenden, z.B. Decken, Kissen, Schüsseln mit auf die Hochebenen nehmen oder Taschen und Tücher mit ins Schlafzimmer. Unsere Räume sind für die Kinder gemacht! Deshalb können diese die Decken, Körbe, Kisten, Matratzen, Hocker, Podeste ... in den Räumen hin- und herräumen, schieben und tragen.

 

Eine Ausnahme bildet das Arbeitszimmer (“Azi”). Einzig die Dinge aus dem Arbeitszimmer verbleiben in diesem, da hier auch verschluckbare Kleinteile oder anderweitig für die Jüngsten ungeeignete Dinge vorhanden sind. Gegebenenfalls geben Erwachsene Dinge/ Arbeits-Tabletts an Kinder außerhalb des Arbeitszimmers hinaus, wenn diese den Zaun nicht überwinden können, aber die Reife für eine Beschäftigung mit diesen Dingen besitzen. Für die Beschäftigung mit Materialien aus dem “Azi” gibt es zwei geeignete Orte außerhalb des Arbeitszimmers: Auf der “roten Hochebene” oder dem “Essbänkchen vorn” können wir die Aufsicht gewähren.

 

“Sie unterstützen die Bewegungsaktivität durch eine ausreichende Anzahl anregender Materialien zum Schieben, Fahren und Klettern. Sie regen Kinder zu vielseitigen Bewegungsaktivitätenan.”32

 

Freiraum für Eigeninitiative

Wir verwenden die “vorbereitete Umgebung" und die “offenen Materialien”, um den Kindern eine überschaubare, verlässliche Struktur und gleichzeitig Freiraum für Eigeninitiativen ohne Fremdbestimmung durch die Erwachsenen zu garantieren. Siehe “Unser Ansatz“

 

“Die Kindergemeinschaft ist Quelle von Erfahrungen und Fähigkeiten mit vielfältigen Anreizen zu interessanten Tätigkeiten, Interaktionen und sprachlicher Verständigung. (...) Dazu bedarf es gruppenpädagogischer Kompetenzen der Pädagoginnen und Pädagogen sowie Gruppen- und Raumstrukturen und genügend Freiraum, die dem Streben der Kinder nach selbstbestimmtem Tätigsein Rechnung trägt.” 33

 


32 Berliner Bildungsprogramm, Weimar 2018, S.43 33 Berliner Bildungsprogramm, Weimar 2018, S.32

 

Die Raumstruktur
Die Einteilung der Räume ist bis auf unser Arbeitszimmer “offen” gestaltet. Das heißt, die Räume sind in verschiedene Bereiche strukturiert. Sie sind jedoch nicht zwingend nur für bestimmte Tätigkeiten eingerichtet und voneinander abgetrennt. (Die Ausnahme bildet das Arbeitszimmer. Siehe “Das Arbeitszimmer, “Azi” genannt”)

Die Einteilung der Räume in offene Bereiche ermöglicht einen vielfältigen Gebrauch - analog zu den ”offenen Materialien”. Die Kinder dürfen Möbel und die Vielzahl an Spiel-Materialien umher räumen und ihre Spiele und Spielorte selbstbestimmt “ausstatten”. Sie können dabei entweder nur einen Bereich nutzen, der in dem Fall auch eine klare Abgrenzung zu den anderen Personen bietet oder über mehrere Bereiche “hinweg spielen”, sie verbinden. So ermöglicht unsere Raumaufteilung das Spiel allein oder in Zweier-Konstellation, in kleinen Gruppen wie auch in größeren Gruppen.

 

Innerhalb der offenen Bereiche gibt es Orte, in denen bestimmte Materialien zu finden und wieder aufzuräumen sind, z.B. Orte für Verkleidungssachen, für Kissen, Decken und Klammern, ein Bücherregal, ein Regal mit “Arbeits-Tabletts”. Die offenen Bereiche bieten den Kindern sowohl eine feste Struktur als auch Anreiz und Freiraum für eigene Ideen. Sie geben zum einen Orientierung und Sicherheit - z.B. ‘Wo kann ich was einrichten?’, ‘Wo finde ich Ruhe?’, ‘Wo kann ich allein spielen?’, ‘Wo können wir alle vier spielen?’, ‘Wo finde ich Platz zum Bauen?’, ‘Wo finde ich z.B. Decken?’ Und zum anderen geben die einzelnen Bereiche Anreiz für Spiele/ Rollenspiele und Beschäftigungen und bieten der Fantasie “Raum” zur Entfaltung.

 

Wiederherstellung der vorbereiteten Umgebung/ Aufräumen gemeinsam mit den Kindern

Die Kinder sollen lernen, die von ihnen genutzten Spiele/ Materialien/ Räume wieder aufzuräumen (Umgebung wiederherstellen). Sie räumen ein Spiel auf bevor sie das nächste beginnen. Selbstverständlich unterstützen bzw. helfen wir den Kindern dabei, aber wir räumen nicht für die Kinder auf, sondern gemeinsam mit ihnen. Gehen die Spiele bzw. Tätigkeiten “fließend” ineinander über oder haben wir den Moment verpasst, wenn Kinder von einem zum nächsten kommen, wägen wir ab zwischen der Bedeutung des Aufräumens und der Unterbrechung des Spiels für das Kind/ die Kinder.

 

Die Arbeitszeit der Erzieherinnen beginnt eine Viertelstunde vor Betreuungsbeginn/ Ladenöffnung und endet eine Viertelstunde nach Betreuungsende/ Ladenschließung, um die Räume und Materialien vor- bzw. nachzubereiten.

 

Pikler Zäune

Wir arbeiten im Kinderladen mit Altersmischung. Daraus ergeben sich unterschiedliche Bedürfnisse der Kinder im Bau-, Spiel- und allgemeinen Sozialverhalten.

 

Um den Kindern ungestörtes Spielen und Bauen zu ermöglichen, finden bei uns im Laden Pikler- Zäune Verwendung. So ist z.B. vorn bei den Bauecken ein Teil abgegrenzt, in den nur ältere Kinder gelangen können- die sowohl den Magnetverschluss am Holztürchen öffnen und auch den festen Zaunabschnitt neben der Treppe überklettern können. Somit können sie dort mit Schienen oder Bausteinen bauen, ohne dass die Jüngsten das Gebaute umwerfen. Wir arbeiten mit diesen Zäunen um einem ständigen “Nein” seitens der bauenden Kinder oder Erwachsenen vorzubeugen. Trotz Zaun entstehen kleine Kommunikationssituationen und/ oder auch mal der Austausch diverser Spielmaterialien. Zum “Azi” schirmt der Piklerzaun die für die Jüngsten noch nicht geeigneten Bastel- Spielmaterialien ab. Auf dem Hochbett können Kinder Zäune schließen und somit “Wohnungen” o.ä. markieren. Führt dies zu Konflikten begleiten wir die Kinder beim Bewältigen der Situation. Siehe “Unser pädagogisches Handeln” im Abschnitt “Das Üben im friedvollen Miteinander fördern und unterstützen”.

 

“Die Raumgestaltung bietet geschützte Spielbereiche, die selbstständig genutzt werden können, die den jüngsten Kindern Sicherheit und Schutz bieten und dennoch Kontakt zu den älteren Kindern ermöglicht.” 34

 

Ausstattung und Möbel für Kinder

Stühle oder gar Hochstühle gibt es bei uns nicht. Hocker und Bänke befinden sich in der Küche und im Arbeitsbereich/ -zimmer, damit auch die Jüngsten selbstständig, z.B. nach Beendigung ihrer Mahlzeit aufstehen und den Tisch verlassen können. Die Erwachsenen sitzen vorwiegend auf dem Fußboden auf Sitzgelegenheiten wie z.B. dicken Matten, Yogakissen oder Lammfellen. So halten wir uns auf Augenhöhe mit den Kindern auf.

Die verschiedenen Bereiche


Die offenen Bereiche sind im wesentlichen:

  1. die Garderobe

  2. zwei Bauecken

  3. die “große Hochebene”

  4. die “rote Hochebene” (kleinere Hochebene)

  5. eine Kuschelecke

  6. ein Bereich mit Pikler-Dreieck und Rutschbrett, Podesten und Rampe

 

Das Arbeitszimmer, “Azi” genannt

Im Arbeitszimmer soll Zeit und Raum für z.B. Bastelarbeiten, Experimentieren, Brettspiele, Malen und Mathematik sein. Wir haben einen Bereich rund um das Malen, Kneten und Matschen; einen zum Basteln und Handwerken; eine Ecke für erste Schreibübungen (u.a. Buchstaben zum Anfassen, Anlauttabelle, Mandalas, Löffeln von Linsen als „Schwungübung“ zur Lockerung des Handgelenks für das spätere Schreiben); eine Ecke für erste mathematische Grunderfahrungen (z.B. Murmeln, Knöpfe zum Zählen und Sortieren, Zahlen zum Anfassen, Spiele, Uhren) und einen Bereich für naturwissenschaftliches Forschen (Naturmaterialien, Lupen, Mikroskop, Messbänder, Zollstock, Magneten, Spiegel etc.) und Spiele eingerichtet.


34 Berliner Bildungsprogramm, Weimar 2018, S.43

 

„Im schöpferischen Tun (wenn es nicht bewertet und beurteilt wird) können Kinder sich in einem inneren Freiraum bewegen, der ihnen den lebendigen Kontakt mit ihrem inneren Selbst erlaubt.“35

 

Das “Azi” beinhaltet Angebote, die für die jüngsten Kinder im Kinderladen ohne Aufsicht nicht geeignet sind, z.B. frei zugängliche Scheren, verschluckbare Kleinteile. Deshalb können nur Kinder ins Arbeitszimmer gelangen, die über den Zaun klettern können, der das “Azi” abgrenzt. Die Kinder besitzen dann erfahrungsgemäß eine passende kognitive und motorische Entwicklungsstufe für die Angebote im “Azi”. Wenn einzelne Kinder den Zaun zum Arbeitszimmer (noch) nicht überklettern können, sich aber für die vorhandenen Materialien interessieren, reichen wir Tabletts nach draußen auf ein Essbänkchen, damit das Kind sich dann dort damit beschäftigen kann. Voraussetzung ist hierbei natürlich, dass die Materialien altersangemessen sind. Zudem gibt es im vorderen Raum, der für alle Kinder zugänglich ist, ein Regal mit vorbereiteten Arbeits-Tabletts mit Angeboten explizit für die Jüngsten im Kinderladen.

 

Aufgrund der frei zugänglichen Materialien, Räume und deren freier Nutzung sowie des ganzheitlichen Lernens von Geburt an, ist eine althergebrachte angeleitete Bastelarbeit oder Vorschularbeit mit vorgefertigten Schablonen zu festen Zeiten nicht mehr vorgesehen und auch nicht mehr nötig.

 

“Die Aneignung von Bildungsinhalten und der damit verbundene Erwerb von Kompetenzen erfolgt in für sie [von Kindern] überschaubaren Lebens- bzw. Sinnzusammenhängen. Aneignungsprozesse sind so eng mit Erfahrungen und entwicklungsgemäßen Handlungsmöglichkeiten der Kinder verknüpft. Das heißt, es geht nicht um isolierte Beschäftigungsangebote zu den Bildungsbereichen. Künstlich organisierte Lernangebote von Erwachsenen, bei denen Inhalte wie auf einer Einbahnstraße zu den Kindern transportiert werden und Prozess und Ergebnisse von den Erwachsenen vorgedacht, vorgeplant, und festgelegt werden, behindern frühkindliche Bildunge her als dass sie sie fördern.”36

 

„Für die Spielenden ist die Handlung wesentlich und nicht das Ergebnis.“ 37

 

Der Schlafraum, “Schlazi” genannt
Im Schlafraum befinden sich neben Matratzen Motorik-Materialien und ein CD- Player, so dass die Kinder den Raum außerhalb der Schlafzeit u.a. für Bewegungsspiele, Musik hören, Musikinstrumente ausprobieren, Toben oder Bauen, Verstecken und zum Nacktsein (siehe “Sexualpädagogisches Konzept”) nutzen können. Der CD-Player kann nach Absprache mit den ErzieherInnen benutzt werden.

 

Das Erwachsenenbad mit Wickelplatz

Im Erwachsenenbad befindet sich der Wickelplatz. Die Kinder können je nach Alter und Wunsch bzw. Fähigkeiten- selbstständig mithilfe eines Hockers oder einer Leiter auf die Wickelplatte klettern. In dieser Situation heben wir natürlich die Jüngsten hinauf und hinunter.

35 Katharina Martin
36 Berliner Bildungsprogramm, Weimar 2018, S.31 37 Berliner Bildungsprogramm, Weimar 2018, S. 38

 

“[Anregung für die Praxis aus dem BBP:] Ästhetisch gestaltete warme Wickelplätze, die die Kinder selbst erreichen können.“ 38

 

Wir möchten eine Atmosphäre schaffen, in der sich die Kinder wohl fühlen. Über dem Wickeltisch haben wir deshalb einen rosafarbenen Baldachin angebracht. Der Baldachin wirkt begrenzend und macht die “ungemütlichen” Raumproportionen (langer schmaler Raum mit weißen Wänden und sehr hoher Decke) “gemütlicher”. Das Rosa gibt ein Gefühl von Geborgenheit ähnlich wie das rötliche Licht von Steinsalz- Lampen.

 

Die Küche
In der Küche werden von den Bundesfreiwilligendienstleistenden die Mahlzeiten zubereitet. Wir frühstücken in der Küche, essen hier zum Mittag und zum Nachmittag zur “Obstzeit”. Dafür ist unsere große Küche mit zwei Tischen und 12 Hockern drumherum ausgestattet. Das Mobiliar ist für kindliche Körpermaße gemacht.


38 Berliner Bildungsprogramm, Weimar 2018, S.75

 

Eingewöhnung

Jede Eingewöhnung verläuft individuell. Denn Menschen sind verschieden. Orientierung gibt ein Leitfaden. Der tatsächliche Verlauf wird Schritt für Schritt in Absprache zwischen Eltern und ErzieherInnen mit Fokus auf das Wohlbefinden des Kindes entschieden. Die Eingewöhnung umfasst mehrere Wochen. Wir möchten Kind und Eltern eine sanfte Eingewöhnung ermöglichen.

 

Wir planen gemeinsam mit den Eltern. Wir laden bereits ein paar Wochen vor Eingewöhnungs-Beginn zu einem Eingewöhnungs-Vorgespräch ein. Beide Elternteile und auch das Kind/ Geschwisterkinder sind eingeladen. Wichtig sind ein vertrauensvoller Umgang und Austausch zwischen Eltern und ErzieherInnen über z.B. Gewohnheiten, Lieblingssachen oder Vorlieben des Kindes. Auch sind die Empfindungen der Eltern wichtig.

 

“Ein großer Schritt! Zum ersten Mal vertrauen die Eltern ihre Kinder anderen Menschen an, übergeben diesen den Auftrag, sich täglich für einige Stunden um sie zu kümmern, sie in ihrer Entwicklung zu begleiten und zu ihrem Lernen und Wachsen beizutragen. Es ist ein wunderbarer Schritt, da er den Eltern viel Eigenständigkeit und Unabhängigkeit ermöglicht und den Kindern die Chance bietet, sich in einem geschützten Rahmen sozial zu entwickeln. (...) Gleichzeitig kann dieser Schritt auch besetzt sein von Ängsten und Zweifeln. ‘Wird es meinem Sohn dort auch gut gehen?’, ‘Wird meine Tochter angenommen und angesehen als der wunderbare Mensch, der sie ist?’, ‘Werde ich es erfahren, wenn es meinem Kind mal nicht gut geht?’ (...) Die Kinder den pädagogischen Fachkräften zu überlassen bedarf großen Vertrauens.” 39

 

Über mehrere Wochen hinweg wird ein/e ErzieherIn aus dem Team für das Elternteil und das Kind AnsprechpartnerIn sein und ihnen eine besondere Aufmerksamkeit beimessen. Wichtig ist das Beobachten und Abwarten, denn das Kind soll so viel Zeit zum „Ankommen“ erhalten, wie es braucht. Als Anregung erhalten die Eltern den Text: Gerber, Magda: Zuschauen lernen. In: Mit Kindern wachsen, April 2020.

 

„Welchen Zeitraum das Kind benötigt, um eine stabile Bindung zu seiner neuen Bezugsperson aufzubauen, ist auch von seinem Alter und vom Verhalten der Erwachsenen abhängig. Die Eingewöhnung eines Kindes sollte allmählich und in Anwesenheit von Vater oder Mutter oder einer anderen für das Kind vertrauten Bezugsperson aus seiner Familie erfolgen.“ 40

 

In der Eingewöhnung gehen wir mit dem Eingewöhnungskind und der Gruppe nicht nach draußen. Der Bindungsaufbau zu den erwachsenen Bezugspersonen und dem Kind sowie das Kennenlernen der Räumlichkeiten sind wichtige Schritte. Außerhalb des Ladens wären neue, fremde Menschen und eine Vermischung der Kindergruppen auf Straße und Spielplätzen gegeben, was wir für verwirrend und kontraproduktiv halten. Bei mehreren Eingewöhnungen gehen wir zeitlich gestaffelt vor, so dass nicht zu viele Erwachsene (Elternteile, ErzieherInnen und Bufdis) vor Ort sind. Das Eingewöhnungskind soll uns kennenlernen und Vertrauen aufbauen können. Bei allen Erwachsenen stellt sich für das Eingewöhnungskind die Frage 'Ist der/ die auch zuständig?“

 

39 Gaschler, Frank und Gundi: Ich will verstehen, was du wirklich brauchst. Gewaltfreie Kommunikation mit Kindern. Das Projekt Giraffentraum, Kösel-Verlag, München 2009, S.23
40 Berliner Bildungsprogramm, Weimar 2018, S.57

 

Eine neue Eingewöhnung startet immer mittwochs. So stehen der Kindergruppe nach dem Wochenende zwei Tage zum „Ankommen” im Kinderladenalltag zur Verfügung bevor sie die neuen Personen kennenlernt. In diesem Jahr, im Jahr von „Corona“ und „Lockdown“, starten wir bereits dienstags.

 

Unser Leitfaden zur Eingewöhnung

 

Eine grundlegende Regel

 

Fällt dem Kind ein „Erweiterungsschritt“ sehr schwer, gehen wir am darauffolgenden Tag wieder den Schritt zurück, um Sicherheit zu geben und Überforderung auszuschließen. Deshalb nehmen wir montags und freitags KEINE bemerkenswerten Veränderungen im Ablauf vor, z.B. Trennung oder Schlafen legen.

 

Ganz wichtig

Einschneidende Veränderungen oder Ereignisse wie z.B. Abstillen, Umzug, Trennung der Eltern, Geburt eines Geschwisterkindes o.ä. können für das Kind Stress bedeuten und zu Überforderung führen. Eltern und ErzieherInnen müssen in solchen Umständen besonders sorgfältig auf Stressanzeichen achten und dem Kind gegebenenfalls Hilfe anbieten. Wenn die Eingewöhnung durch Krankheit oder Urlaub unterbrochen wird, kann sie sich u.U. verlängern. Uns ist es wichtig, dass sich die Eltern vorab darauf einstellen und genügend Zeit dafür einplanen, besonders wenn sie nach der Elternzeit wieder in ihren Beruf zurückkehren oder mit einem Studium/ einer Ausbildung anfangen.

 

Erste und zweite Woche

Die Eingewöhnung beginnt mit einem Umfang von ca. 1 Stunde. Das Elternteil kommt mit dem Kind um 10 Uhr in den Kinderladen. Denn gegen 10 Uhr ist das Frühstück beendet und alle Kinder und ErzieherInnen sind „vorn“.

 

Die „vertraute Insel“

In seiner Begleitung fällt dem Elternteil/ der vertrauten Bezugsperson eine passive Beobachterrolle zu, d.h. sie setzt sich vorzugsweise in eine selbst oder von dem/ der ErzieherIn gewählte „Ecke“ und lässt das Kind entscheiden, inwieweit es am Gruppengeschehen teilnimmt. Die vertraute Bezugsperson bietet dem Kind keine! Beschäftigung an, sondern wartet als stille Vertrauensperson ruhig ab. Sie geht auch keine Interaktion mit anderen Kindern ein. Gern kann das Kind eine Spielsache, Kuscheltier oder Nuckel etc. mit in den Laden bringen, da sogenannte „Übergangsobjekte“ das „Ankommen“ im Laden erleichtern können.

 

Neue Situationen in Begleitung der Eltern kennenlernen
Zur Eingewöhnung gehört auch das tägliche Wickeln/ der Toilettengang in Begleitung der Eltern 4 damit  das Kind diese neue Situation mit seiner vertrauten Bezugsperson kennenlernt. Auch lernt es unsere Essenssituation (das Frühstück) in Begleitung seiner vertrauten Bezugsperson kennen. Kann das Kind die Frühstückssituation meistern, verlängern wir den Aufenthalt in Begleitung des Elternteils um eine Stunde (plus/ minus).

 

Verlängerung des Aufenthaltes und erstes Mal ohne Elternteil

Wenn sich das Kind vom Elternteil löst und von ihm entfernt, um z.B. Spielsachen/ Räume zu erkunden, wird der Aufenthalt im Laden verlängert bis schließlich das Elternteil für ca. 20-30 min. das Kind alleine im Laden lässt. Hierbei ist es wichtig, sich klar zu verabschieden (mit Ankündigung: „Ich komme in ...min wieder und hole dich ab.“) und entschlossen zu gehen und dann pünktlich wieder zu kommen. „Entschlossen“ zu gehen heißt, den Abschied nicht hinauszuzögern, auch wenn das Kind möglicherweise weint. Eine entsprechende Umsetzung der ausgesprochenen Verabschiedung bedeutet Klarheit und gibt dem Kind Sicherheit. Es ist wichtig, dass das Elternteil darauf vertraut, dass wir anrufen, wenn uns das Kind in der Situation nicht annimmt, d.h. wenn es sich von dem/ der ErzieherIn nicht trösten lässt. Das Kind muss sich sicher fühlen. Dazu gehört, dass wir sein Elternteil unverzüglich herbeiholen, wenn das Kind es braucht. Der zeitliche Umfang des Aufenthaltes ohne Elternteil wird nach und nach mit Fokus auf das Wohlbefinden des Kindes erweitert.

 

Fortgeschrittene Phase

Wenn das Kind den Vormittag ohne Trennungsprobleme verbringt, ergeben sich Abholzeiten wie: vor oder nach dem Mittagessen, nach dem Schlafen, nach dem Rohkost-Essen. Wenn das Kind im Laden schlafen soll, ist es in der Eingewöhnung wichtig, dass das Elternteil zum Aufwachen schon im Laden ist (auf Abruf erreichbar sein) bzw. gleich darauf kommt.

 

Das “Eingewöhnungsnachgespräch”

Nach ca. 6 Wochen haben wir ErzieherInnen mit den Eltern das Eingewöhnungsnachgespräch. Wir laden beide Elternteile dazu ein und wollen auch als Erzieherteam komplett sein. Wir hören den Eltern zu, was sie uns von der Zeit bevor sie in den Kinderladen gekommen sind, erzählen möchten. Gemeinsam tauschen wir uns mit den Eltern darüber aus, wie es dem Kind geht. Wir fragen die Eltern, wie es ihnen geht und was sie sich von uns wünschen. Gibt es Sorgen/ Unsicherheiten, sprechen wir darüber und versuchen gemeinsam Lösungen zu finden. Wir besprechen gegebenenfalls die weiteren Schritte der Eingewöhnung.

 

41 “Eltern” = die vertraute Bezugsperson, die die Eingewöhnung begleitet

 

Unser Sexualpädagogisches Konzept

 

Was verstehen wir unter kindlicher Sexualität?


Die Entwicklung der Sexualität ist ein wichtiger Teil der Persönlichkeitsentwicklung. Kindliche Sexualität ist grundlegend verschieden zur erwachsenen.

 

„Ein Kind, das gerade erst den eigenen Körper erkundet und dabei zufällig seine Genitalien streichelt, tut dies, um sich wohl zu fühlen genauso wie bei anderen Körperteilen auch. Die Geschlechtsteile oder Handlungen haben noch keine besondere Bedeutung für das Kind.“ 42

 

„Zärtlichkeit unter Kindern ist meistens Ausdruck einer intensiven Freundschaft. (...) [Es ist wichtig], dass Erwachsene diese kindlichen Gefühle anerkennen und verstehen, ohne sie zu bewertenoderabzuwerten.“43

 

In der kindlichen Sexualität geht es NICHT “um sexuelles Verhalten aus Erwachsenensicht, sondern um Geschlechterrollen, Erleben mit den Sinnen, Körpererleben, verlässliche Beziehungen, Identitätsfindung (“Wer bin ich?”) sowie um Schamgefühl und Grenzen.” 44

 

„Sexualität ist Lebensenergie, die sich im Körper entwickelt und von der Kindheit bis ins Alter wirksam ist.“ 45

 

Erfahrungen, die mit der sexuellen Entwicklung in Zusammenhang stehen, betreffen Fragen wie:

  • ●  Mag ich meinen Körper? Lerne ich damit behutsam umzugehen? Kann ich Körperlichkeit und Sinnlichkeit genießen?

  • ●  Fühle ich mich angenommen und geliebt von meinen Eltern, Geschwistern oder Gleichaltrigen? Kann ich mich auf andere verlassen? Respektieren sie mich?

  • ●  Werde und wurde ich in meinem Geschlecht angenommen, bestätigt und geschätzt?4 6

  •  

“Sexuelle Entwicklung wird von Erfahrungen und Erlebnissen beeinflusst, die nicht im engeren Sinnsexuellsind.”47

Warum und wozu Sexualpädagogik? Was wollen wir erreichen?

Sexualpädagogik bedeutet, die körperliche und psychosexuelle Entwicklung der Kinder zu begleiten und zu unterstützen. Sie sorgt dafür, dass die Kinder „ein positives Verhältnis zur eigenen Sexualität und ein Bewusstsein für eine persönliche Intimsphäre entwickeln.“4 8
42 Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln (BzgA) (Hg.): Liebevoll begleiten...Körperwahr-
nehmung und körperliche Neugier kleiner Kinder. Ein Ratgeber für Eltern zur kindlichen Entwicklung vom 1. bis 6. Lebensjahr, Auflage 6.200.11.13, S.7
43 Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln (BzgA) (Hg.), S.27
44 Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln (BzgA) (Hg.), S.6
45 Christa Wanzeck-Sielert (Dipl. Pädagogin) in: https://www.herder.de/kiga-heute/fachmagazin/archiv/2005-35-jg/2-2005/sich-selbst-entdecken-und-sinnlich-erfah ren-sexualpaedagogik-in-der-kita/, 6.1.2020
46 Vgl. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln (BzgA) (Hg.), S.8
47 Vgl. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln (BzgA) (Hg.), S.8
48 Berliner Bildungsprogramm, Weimar 2018, S.74. (Kompetenzen, die sich Kinder aneignen können)

Sexualpädagigik ist wichtig für Prävention. Kinder sollen ihre eigenen und die Grenzen anderer wahren und schützen lernen. Mit Blick auf die mögliche Erfahrung eines sexuellen Übergriffes sowohl untereinander, als auch durch einen Erwachsenen, geht es darum, dass sich die Kinder über Scham- oder Angstgefühle hinweg Helfenden und Unterstützenden anvertrauen. Im Fall von Missbrauch geht es darum, dass die Person in jedem Lebensalter Möglichkeiten sieht und in Anspruch nimmt, um sich vor weiteren Übergriffen, Hilflosigkeit und Opferrolle zu schützen.

 

Unser sexualpädagogsiches Handeln
Unsere Sexualpädagigik konzentriert sich auf folgende Punkte:

 

  • ●  den eigenen Körper wahrnehmen und ein positives Körpergefühl entwickeln

  • ●  die eigenen Gefühle wahrnehmen

  • ●  Die eigenen Bedürfnisse wahrnehmen und friedvoll durchsetzen sowie mit einem

    “Nein” von anderen umgehen

  • ●  vielfältige Sinneserfahrung und sinnliche Erfahrungen ermöglichen

  • ●  das Selbstbewusstsein stärken

  • ●  “Nein” sagen können

  • ●  Geschlechterrollen wahrnehmen und hinterfragen lernen

  • ●  nackt spielen

  • ●  den eigenen Körper und den seiner Spielpartner erkunden

  •  

[Sexualpädagogik ist Bestandteil der gesunden Entwicklung und ist im BBP im Bildungsbereich Gesundheit verankert. Die Kinder sollen:] ”Selbstbestimmt Körperkontakt mit anderen suchen und genießen, Grenzen anderer wahrnehmen und akzeptieren./ Sich seines Aussehens und seiner Einzigartigkeit bewusst werden (Körpergröße, Statur, Haarstruktur, Hautfarbe, Augenform etc.)./ Grundverständnis dafür entwickeln, dass Menschen unterschiedliche Schamgefühle, Vorstellungen von Sexualität, Gesundheit und Rollenbildern haben./ Ein Grundverständnis über Hygiene entwickeln.” 49
Den eigenen Körper wahrnehmen
Das Selbstbewusstsein stärken

“Nein” sagen können

Wir stellen den Kindern frei, ob sie die Windel, den Topf oder die Toilette benutzen und wer sie wickelt oder begleitet. Die Kinder entscheiden selbst, was und wieviel sie essen oder trinken. Es ist den Kindern freigestellt, ob sie probieren. Wir achten ihre Persönlichkeit und ihre Entwicklung und geben ihnen Raum, sich wahrzunehmen und kennenzulernen. Siehe “Unser pädagogisches Handeln” in den Abschnitten “Die Pflege/ Wickeln/ Waschen” und “Wahrnehmung der Bedürfnisse ermöglichen”

“Sie tun Ihrem Kind einen großen Gefallen, wenn Sie bei der Sauberkeitserziehung geduldig sind und möglichst auf jeden Drill verzichten, denn Studien haben gezeigt, dass das Üben des ToilettengangskeinenEinflussaufdenZeitpunktdesTrockenwerdenshat.”50

49 Berliner Bildungsprogramm, Weimar 2018, S.78
50 Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln (BzgA) (Hg.), S.25

 

Wir geben den Kindern die Möglichkeit über ihre Kleidung selbst zu entscheiden, um ihren Körper „hautnah“ spüren zu können. Die Erwachsenen achten auf die Gesundheit der Kinder. Stellen wir fest, dass Kinder sich oder die Witterung nicht angemessen einschätzen, finden wir gemeinsam mit dem Kind eine Lösung, indem wir beispielsweise die Körperwärme an den Fußknöcheln mit denen durch Kleidung bedeckte Haut vergleichen. Die Haut an den Fußknöcheln soll sich körperwarm anfühlen.

 

“Dass Kinder das Recht haben, “Ja” oder “Nein” zu sagen, ist auch eine wichtige VoraussetzungzurVorbeugungvonsexuellemMissbrauch.”51

 

Bei der Hilfestellung zum An- und Ausziehen, zum Essen oder zum Waschen sowie beim Wickeln benennen wir jeden Handlungsschritt am Kind, bevor wir körperlich mit ihm in Aktion treten. Dadurch geben wir ihm Worte für Dinge und dafür, wie sich Dinge oder Handlungen anfühlen. Wir geben ihm damit Zeit und Erfahrungsraum, sich auf uns und die Situation einzustellen und sich dabei kennenzulernen.

 

Wir achten auf die Signale des Kindes bei unseren Hilfestellungen und in der Pflegesituation. Denn das angemessene Reagieren auf seine Signale “wirkt sich auf sein Selbsterleben und Kompetenzgefühl aus.”5 Siehe “Unser pädagogisches Handeln” im Abschnitt “Wir achten auf die Signale der Kinder”

 

Wir achten auf ein Grundverständnis für Hygiene und gehen auf das von uns wahrgenommene Bedürfnis der Kinder nach Nähe oder Distanz ein. Ein “Nein” zum Wickeln respektieren wir. Eine Ausnahme ist eine sehr volle Windel oder eine eingekotete Windel. Diese wird dem Kind zeitnah gewechselt, da die Gesundheit der Haut des Kindes und die Hygiene (Verunreinigung der Umgebung) Vorrang haben. Das Kind bekommt aber die Gelegenheit zu entscheiden, wer die neue Windel macht, und meist genügt das schon, um Kooperation zu erzeugen.

 

“[In intimen Situationen, wie Essen, Wickeln, beim Anziehen und der Körperpflege geht es darum, das Bedürfnis des Kindes] nach zärtlichem Körperkontakt oder auch nach körperlicher Distanz feinfühlig wahrzunehmen und angemessen zu beantworten. (...) Insbesondere sind Anzeichen von Mädchen oder Jungen nach von ihnen nicht erwünschtem Körperkontakt unbedingt zu respektieren. Die körperliche Pflege wird auf diese Weise zu einer Situation, in der das Kind wichtige emotionale und sprachliche Erfahrungen macht. Es lernt, seine Bedürfnisse, Wünsche und sein Befinden mitzuteilen und sich als selbstwirksam zu erleben.”53

 

Indem wir im Kontakt und im Dialog mit dem Kind auf seine Signale achten, lassen wir es Selbstwirksamkeit erfahren. Das stärkt sein Selbstbewusstsein und sein Kompetenzerleben von klein auf. Wenn wir unsere Handlungsschritte z.B. beim Wickeln, bei der Hilfestellung zum Anziehen, Essen, Waschen etc. verbalisieren und ankündigen, unterstützen wir die Kinder in ihrer Wahrnehmung und bieten Worte dafür. Weiterhin zeigen wir damit, dass wir Erwachsene ihre Grenzen wahren. Im Fall sexueller Handlungen wird dann das Gefühl, dass etwas nicht stimmt und ich etwas dagegen tun kann, gestärkt sein. Ein wichtiger Schritt zur Prävention ist es, das „Nein“ des Kindes zu akzeptieren. In Situationen, in denen sich unsere Fürsorgepflicht und das Akzeptieren des “Nein unversöhnlich gegenüberstehen, wägen wir ab und finden Lösungen, die dem Kind Handlungsspielraum und Mitspracherecht vermitteln. Weiterhin stärken wir mit den beschriebenen Handlungen jedes einzelne Kind in seinen Gefühlen und Bedürfnissen. Es mag etwas nicht, und das ist okay und richtig so. Manipulation würde dazu führen, dass das Kind beginnt, sich und seine Wahrnehmungen/ Bedürfnisse zu hinterfragen. Schlimmstenfalls entsteht daraus ein ‘Mit mir stimmt was nicht, denn die anderen sagen/ wollen etwas anderes’. Sollte ein Kind dann einmal in eine Situation mit Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen geraten, die ihm ein mulmiges Gefühl bereitet, so besteht die Gefahr, dass es (wie in der Vergangenheit) seine eigenen Wahrnehmungen anzweifelt und in diesem Konflikt stattdessen Übergriffe zulässt (‘Der andere wird schon wissen was richtig ist, denn mit mir stimmt etwas nicht’).

 

51 Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln (BzgA) (Hg.), S.25 52 Tardos; Werner (Hg.), Berlin 2011, S.13
53 Berliner Bildungsprogramm, Weimar 2018, S.16

 

Ein positives Körpergefühl entwickeln

 

Das Selbstbewusstsein stärken

 

“Nein” sagen können

 

Wir vermeiden bewusst die Formulierungen „sauber werden“ und „trocken werden“, um negative Bewertungen bezüglich natürlicher Körperausscheidungen zu vermeiden und achten insgesamt auf eine wertschätzende Sprache.

 

Die Kinder können entscheiden, inwieweit sie im Laden bekleidet sein wollen, ob sie sich umziehen, verkleiden oder sich ausziehen möchten. Dadurch ermöglichen wir ihnen das Empfinden von Kälte, Hitze und verschiedener Oberflächen, sowie ein daraus resultierendes Bedürfnis nach Veränderung (z.B. etwas an- oder ausziehen). Die Ausnahme besteht beim Mittagessen. Da sollen Oberkörper und Oberschenkel bekleidet sein, um Verbrühungen beim Essen zu vermeiden.

 

Wir versuchen nicht, die Kinder zu überreden, bestimmte Kleidungsstücke zu tragen, weil Erwachsene Wert darauf legen. Z.B. muss ein Pullover nicht getragen werden, weil die Oma ihn gestrickt hat. Wenn das Kind das Tragen dieses Pullovers ablehnt, dann bleibt der Pullover aus und wir suchen nach Alternativen, wenn die Witterungsverhältnisse dies erfordern.

 

Gleichwohl verfahren wir bei den Mahlzeiten bzw. mit Lebensmitteln und Getränken. Auch wenn es uns schmeckt, muss es dem Kind noch lange nicht schmecken - und das akzeptieren wir. Aufessen oder Probieren müssen gibt es bei uns nicht.

 

Wenn Kinder müde sind oder sich ausruhen möchten, können sie dies jederzeit in Kuschelkörben oder anderen geeigneten Plätzen tun. Wir stimmen uns mit dem täglichen Mittagsschlaf der einzelnen Kinder mit den jeweiligen Eltern ab, ob und wie lange das Kind im Kinderladen schlafen kann oder sollte. Bestehen Differenzen zum tatsächlichen Schlafbedürfnis des Kindes, machen wir dies umgehend den Eltern transparent und suchen gemeinsam Alternativen.

 

Wir begrüßen und verabschieden jedes einzelne Kind und jeden Erwachsenen persönlich namentlich. Die Kinder müssen uns nicht die Hand geben. Ob die Kinder „Hallo“ oder „Tschüss“ sagen, ist ihnen ebenfalls selbst überlassen.

 

→ Mit den beschriebenen Handlungen unterstützen wir die Kinder darin, ihre körperlichen Bedürfnisse kennenzulernen und so zu handeln, dass sie sich in ihm und mit ihm wohl fühlen. Wir fördern sie, ihren Bedürfnissen und Ansichten zu trauen, indem wir “die Welt des Kindes” respektieren. D.h. wir gehen auf den natürlichen kindlichen Egozentrismus ein, indem wir z.B. von uns Erwachsenen ein ”Hallo” oder “Tschüss” erwarten, von den Kindern aber nicht. Wir schützen sie vor Zwang für Handlungen, die manchmal von Erwachsenen erwartet werden, Handlungen, die sie anderen zuliebe tun sollen. Wir schützen sie vor emotionaler Erpressung, wie z.B. “Ich bin jetzt aber traurig, wenn du mir nicht “Tschüss” sagst oder “Da wird Oma aber traurig sein, wenn du ihren Pullover nicht magst.” Indem wir die Kinder darin fördern, ihren Bedürfnissen und Ansichten zu trauen, stärken wir sie, auch in unangenehmen oder unsicheren Situationen “Nein” zu sagen/ ein “Nein” zu wagen. Außerdem brauchen Menschen für gelingende Beziehungen und erfüllende Sexualität die Kompetenz, zu ihren Bedürfnissen und Interessen zu stehen und müssen sich trauen diese zu äußern.

 

Die eigenen Gefühle wahrnehmen

 

Die eigenen Bedürfnisse wahrnehmen und friedvoll durchsetzen

Mit einem “Nein” von anderen umgehen


E
benso wie wir die Kinder in der Wahrnehmung ihrer körperlichen Bedürfnisse fördern und sie in ihrem körperlichen Wohlbefinden unterstützen, tun wir dies auf emotionaler Ebene. Wir bestärken sie darin, ihre Gefühle wahrzunehmen und zuzulassen. Wir finden es sehr wichtig, dass alle Kinder ihre Gefühle zeigen, also “herauslassen”, können. Wir geben jedem Kind den nötigen Raum und die nötige Zeit zum Erleben der Gefühle. (Siehe “Unser pädagogisches Handeln” im Abschnitt “Mit Gefühlen umgehen lernen”) Wir benennen die Gefühle, um den Empfindungen einen Namen zu geben, z.B. “Ich sehe du weinst. Bist du traurig, dass ...?” oder “Du bist wütend, weil ...Das verstehe ich.” Merken wir, dass ein Kind versucht sein Gefühl zu unterdrücken oder zu überspielen sagen wir, dass das empfundene Gefühl gut und richtig ist und nicht abgelenkt/ überspielt werden soll. Die Kinder sollen wissen, dass ihre Empfindungen richtig sind. Ob etwas als “schlimm” (“Das ist doch nicht so schlimm...”) oder anders bedeutend empfunden wird, überlassen wir dem Kind. Wir maßen uns nicht an, die emotionale Bedeutung einer Situation für das Kind zu beurteilen. Nur man selbst kann spüren, wie sich ein Gefühl für einen selbst anfühlt, auch wenn andere es anders empfinden. Wichtig ist, was man selbst fühlt. Wenn die Kinder ihre Gefühle ausleben können, werden sie spüren was sich gut und was sich nicht gut anfühlt. Wir fördern die Kinder darin, sich mit ihren Gefühlen auszukennen. Wir geben ihnen die Sicherheit, dass ihre Gefühle “okay” sind.

 

Wir fördern die Kinder darin, mit ihren Gefühlen angemessen umgehen zu können. Dazu stehen wir ihnen unterstützend zur Seite, um herauszufinden wie sie z.B. Trost finden können; dass sie wütend sein, aber niemanden deshalb verletzen oder beleidigen dürfen. Wir begleiten ihre Konflikte, indem wir uns zu ihnen setzen und ihre Worte/ Sätze wiederholen, um die gegenseitigen Positionen zu spiegeln. Soweit möglich lassen wir die Kinder allein eine Lösung finden. Wenn Kinder schubsen, hauen, beißen oder beleidigen, beziehen wir möglichst emotional gelassen klare Stellung, dass wir so einen Umgang nicht möchten und unterbinden diesen. Wir thematisieren die Handlung und nicht das schubsende,

 

hauende, oder beleidigende Kind. Auch bekräftigen wir die Kinder darin, ihre Bedürfnisse und Interessen zu äußern und zu verfolgen, auch wenn ein anderes Kind traurig ist, weil es beispielsweise das Spielmaterial nicht haben darf. Wir stellen den Kindern ausgiebige Freispielzeit zur Verfügung, in der jedes Kind selbst darüber bestimmt, was, mit wem und wie lange er/sie spielt. Wir bestehen nicht auf Teilen. Die Kinder haben das Recht zu entscheiden, mit wem sie spielen und auch über das Spielmaterial, dass sie als erstes zur Hand genommen haben. Damit stellen wir den Kinder einen “Raum” zur Verfügung, in dem sie im täglichen Miteinander das Einhalten und Aushandeln von Grenzen ausgiebig üben können, z.B. ‘mein - dein Spielzeugs/ Spielpartner/ Spielraum.

 

→ So fördern wir die Kinder darin, Frustrationstoleranz zu erlernen, Empathie zu empfinden und ihre Impulse beherrschen zu lernen- ohne dabei die eigenen Bedürfnisse und Interessen aufzugeben. Kurzum: Wir stärken ihre emotionale und soziale Kompetenz. Sich mit seinen Gefühlen auszukennen und mit ihnen umzugehen sind bedeutende Grundbausteine für erfüllende Beziehungen und Sexualität. Das Üben im täglichen Grenzen einhalten ist gleichzeitig ein Üben dafür, die besonders sensiblen Grenzen im gemeinsamen Spiel beim Körpererkunden einzufordern und einzuhalten. Wenn wir die Gefühle der Kinder ernst nehmen und sie darin unterstützen, einen Weg mit ihren Gefühlen zu finden anstatt sie zu kritisieren oder zu beschämen, sichern wir eine Vertrauensbasis, die notwendig ist, damit wir für die Kinder als AnsprechpartnerInnen in Frage kommen bei einem erfahrenen sexuellen Übergriff.

 

“[...] wechselseitiges Anerkennen von Rechten, eigenständiges Bearbeiten von Konflikten, Ringen um das, was fair ist und was ungerecht, kann nur in einer solchen Kindergemeinschaft geschehen. Pädagoginnen und Pädagogen müssen sich bewusst sein, dass sie diese hochwirksame Qualität der Beziehungen in der Kindergemeinschaft dann stören, wenn sie sich zum ausschließlichen Bestimmer machen. Gleichzeitig tragen sie Verantwortung, dann einzugreifen,wenneinKindeinanderesinseinenRechtenverletzt.”54

 

Geschlechterrollen wahrnehmen und hinterfragen lernen

Wir stellen den Kindern ein Repertoire an Verkleidungssachen zur Verfügung, z.B. Schuhe, (Absatzschuhe ebenso wie kleine Herrenschuhe) Hüte, Hosen, Kleider, Jackets, Röcke, Westen etc. Wir verzichten bewusst auf festgelegte Verkleidungssachen wie Tier- oder Prinzessinnen-/ Polizei-Kostüme. Jungen und Mädchen entscheiden selbst, was sie davon anziehen. Sie können ausprobieren, wie sich verschiedene Formen und Volumen am Körper anfühlen. So ermöglichen wir den Kindern alle Rollen auszuprobieren, z.B. Jungen tragen Kleider, Mädchen Herrenschuhe.

 

Wenn wir beobachten, dass die Kinder festgelegte Klischees vertreten und/ oder andere Kinder in Rollen drängen, die ihnen missfallen, thematisieren wir dies in der jeweiligen Situation oder für alle in der Ankommensrunde, indem wir Fragen dazu stellen und auch Alternativen aufzeigen. Dies gilt auch für die verschiedenen Formen des Zusammenlebens. Hierzu haben wir thematisierende Bücher und ermuntern die Kinder ihre Rollen im Spiel auszuleben, wie es dem Einzelnen gefällt: Statt Vater- Mutter- Kind kann es ja auch Vater- Vater- Hund geben usw.


54 Berliner Bildungsprogramm, Weimar 2018, S. 87

 

Wir haben geschlechtslose Puppen, sowie welche mit erkennbaren Geschlechtsteilen. Im Arbeitszimmer gibt es je ein anatomisches Junge- und Mädchen Puzzle. Wir achten in unseren Büchern und Spielen darauf, dass die Geschlechterrollen verteilt bzw. nicht fest besetzt sind, also dass auch ein Mann ein Baby trägt, eine Frau einen Bagger fährt usw.

 

Im Kinderladenalltag sind wir Erwachsenen Vorbilder. Wir achten darauf, dass im Kinderladen Team (inklusive Bundesfreiwilligendienstleistende) „jeder jedes“ macht, d.h. Erzieher und ErzieherInnen wickeln, Erzieher und ErzieherInnen, weibliche und männliche Bundesfreiwilligendienstleistende kochen und putzen, schrauben und reparieren.

 

Wir verwenden für Bezeichnungen wie Fußballspieler, Pilot, Bäcker, Polizist entsprechend die femininen Formen bzw. zählen beide Formen auf, um den Kindern zu vermitteln, dass Berufe, Sportarten usw. unabhängig vom Geschlecht besetzt werden können.

 

Vielfältige Sinneserfahrung und sinnliche Erfahrungen ermöglichen

Durch verschiedene Materialien (Stoffe, Felle, Bürsten, Kugeln, Farben, Knete, Kleister, Sand, Wasser) und Oberflächen (Teppich, Linoleum, Matratzen- Kunstleder, Holz) können die Kinder erspüren, wie sich z.B. „Einkuscheln“ in weiche Decken im Gegensatz zum Liegen auf einem rauhen Teppich anfühlt oder wie unterschiedlich und herausfordernd das Laufen über verschiedene Bodenbeläge und Matratzen ist. Diese Eindrücke werden durch direkten Körperkontakt beim Barfußlaufen oder unbekleidet sein verstärkt wahrgenommen. Die Kinder können während der Beschäftigung beispielsweise mit Wasser, Knete, Kleister, Sand verschiedene Konsistenzen spüren.

 

Die Kinder können mit Tüchern, Decken, Klammern, Kissen, Fellen eigene “Wohlfühlräume” bauen. Sie können sich mit Unterstützung (CD-Player außer Reichweite) Musik anmachen. Sie können aus einer CD-Sammlung wählen. Für diese können die Kinder ihre Lieblingsmusik von zu Hause mitbringen.

 

Die Kinder können beim Essen das bereitgelegte Besteck benutzen oder mit den Händen essen. Die Kinder erkunden somit die Konsistenz der einzelnen Nahrungsmittel.

 

Die Kinder dürfen mit Wasser, Sand und Knete hantieren - dürfen “matschen”, “pampen”. Wir achten dabei nicht auf das Sauber Bleiben der Bekleidung, sondern auf die Sinne-Stimulation und sinnliche Erfahrung (Wohlfühl Erfahrung/ Gefallen finden/ Genießen).

 

Den eigenen Körper und den seiner Spielpartner erkunden

Innerhalb des Kinderladens können die Kinder jederzeit auf „Entdeckungsreise“ zu ihrem Körper gehen, Kuscheln, Spielen und sich zurückziehen. Dafür können sie sich Rückzugsmöglichkeiten schaffen, z.B. auf und unter den zwei Hochebenen, in der Kuschelecke, Nester bauen oder sich in den Schlafraum zurückziehen. Wir ErzieherInnen respektieren den intimen Charakter solcher Spielsituationen und ziehen uns zurück nachdem wir gemeinsam mit den beteiligten Kindern die Regeln für das unbekleidete Spielen und gegenseitige Körpererkunden besprochen haben.

 

“Manchmal werden die gegenseitigen “Untersuchungen” auch gründlicher. Viele Eltern und ErzieherInnen haben das schon beobachtet: Die Tür zum Kinderzimmer oder Ruheraum geht

 

zu und es ist eine zeitlang auffällig ruhig. Erwachsene dürfen das ruhig erlauben, denn beim Doktorspielen wollen und brauchen Kinder keine Zuschauer!” 55

 

Wir verwenden bewusst keine Begriffe für das Erkunden des Körpers oder Rollenspiele zur sexuellen Entwicklung wie „Doktorspielen“ und „Nackidei spielen“, weil wir den Kindern in ihrem Spiel generell keine Vorgaben machen oder Interpretationen liefern wollen. Außerdem hat das Erkunden des Körpers (Geschlechtsteile berühren) und gemeinsam nackt spielen noch keine besondere Bedeutung für das Kind. 5 6

 

„Kindliche Sexualäußerungen wirken nicht zielgerichtet und sind meist ganzheitlich, d.h. der Kontakt zum eigenen Körper oder dem anderer ergibt sich in der Regel aus dem Spiel bzw. der Situation und kann durch entsprechende Impulse in andere Bahnen gelenkt werden unter Beteiligung von Körper, Geist und Seele, während bei Erwachsenen eine Ausrichtung auf größtmögliche Erregung und Orgasmus bei autoerotischer oder partnerschaftlicher Sexualität zu beobachten ist.“ 57

 

Nackt spielen

Mit nackt spielen meinen wir im Folgenden vollständig ausgezogen zu spielen. Die Kinder dürfen sich jederzeit und überall im Kinderladen bis auf die Unterhose ausziehen und im Kinderladen aufhalten bzw. bewegen. Wir fördern damit das Erleben eines positiven Körpergefühls. Eine Ausnahme besteht beim Essen. Da sollen Oberkörper und Oberschenkel bedeckt sein, denn es besteht Verbrühungsgefahr. Wir schützen damit die Gesundheit der Kinder und zeigen ihnen beispielhaft wie sie sich um ihren Körper kümmern können.

 

Möchten die Kinder vollständig ausgezogen spielen, also ohne Unterhose, erachten wir dies als intime Spielsituation, die das Erkunden des Körpers oder Rollenspiele zur sexuellen Entwicklung beinhalten könnten. Dafür benötigen die Kinder einen blickgeschützten Raum. Beobachten wir Erwachsene intime Spielsituationen der Kinder, besprechen wir mit ihnen, dass die Entdeckung des eigenen Körpers oder das gemeinsame Entdecken mit Spielpartnern besondere Spielsituationen sind, die man privat und geschützt vor der Öffentlichkeit macht. Wir thematisieren den Schutz vor öffentlichen Blicken auch bei der Hilfestellung zum Umziehen. Die Kleiderboxen der Kinder befinden sich neben dem Garderobenbereich nah der Schaufensterfront. Wir schirmen die Kinder vorn im Garderobenbereich vor der Fensterfront vor Blicken Fremder ab, indem wir uns zwischen Kind und der Fensterfront platzieren, wenn wir einem Kind beim An- oder Ausziehen helfen. Wir verbalisieren dies. Wir motivieren die Kinder, dass sie mit ihren Kleiderkisten zum Umkleiden besser bis auf die Teppichfläche in den Gruppenraum hineingehen oder ins Kinderbad. Falls sie vorn an der Fensterscheibe Erkundungsspiele rund um ihren Körper beginnen, sagen wir ihnen, dass sie dafür einen nicht einsehbaren, privaten Raum aufsuchen oder sich schaffen müssen und nicht vorne an der Fensterscheibe bleiben. Passanten, die unverhohlen oder neugierig in den Kinderladen starren, sprechen wir an und fordern sie auf, bitte weiterzugehen.

 

55 Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln (BzgA) (Hg.), S.29

56 Vgl. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln (BzgA) (Hg.): Liebevoll begleiten...Körperwahrnehmung und körperliche Neugier kleiner Kinder. Ein Ratgeber für Eltern zur kindlichen Entwicklung vom 1. bis 6. Lebensjahr, Auflage 6.200.11.13, S.7

57 Dokumentation zum Fachtag„Puppenmama und Hand in der Hose“ Ina Maria Phillips Wie sexuell ist kindliche Sexualität Herausgeber pro familia Waiblingen e.V.Alter Postplatz 1771332 Waiblingen

 

Möchten die Kinder nackt spielen, benötigen sie nicht nur einen blickgeschützten Raum, sondern auch ein namentlich gekennzeichnetes Handtuch. Aus hygienischen Gründen soll jedes Kind für nacktes Spielen ein eigenes, namentlich gekennzeichnetes Handtuch mitbringen, um sich auch nackt auf Teppich, Kissen, Polster o.ä. setzen oder legen zu können. Ist die Spielsituation beendet, legen die Kinder ihre Handtücher in ihre Kleiderkisten zurück. Sie können somit jederzeit selbstständig über das Nacktsein entscheiden.

Wollen die Kinder zurückgezogen im “Schlazi” nackt spielen, müssen sie einer/m ErzieherIn Bescheid geben. Generell haben die Kinder die Möglichkeit zurückgezogen, d.h. bei geschlossener Tür und ohne ständigem Beisein von uns, zu spielen. Dazu geben sie jemandem von uns Bescheid, und die/derjenige entfernt den Fingerschutz, der oben in der Tür eingehangen ist und dafür sorgt, dass die Tür generell offen bleibt. Die Kinder fragen meist: “Kannst du den Stöpsel rausmachen, wir wollen alleine spielen.” Weil die Kinder für das Spielen ohne Aufsicht jemanden vom Team ansprechen müssen, wissen wir über die Gruppenkonstellation Bescheid und entscheiden, ob wir den Kindern vertrauen und sie soziale Verantwortung üben lassen. Für das Spielen bei geschlossener Tür gelten folgende Regeln:

 

Regeln für das zurückgezogene Spiel im “Schlazi” prinzipiell:

  1. Alle müssen selbstständig die Tür von innen öffnen können. (Körpergröße und Kraft für die Türklinke)

  2. Nichts darf die Tür von innen versperren.

  3. Wollen die jüngeren Kinder “wirklich” mitspielen? Wir haben bei der

    Gruppenkonstellation insbesondere die jüngeren Kindern im Blick. Wir fragen zuerst die Jüngeren/ Schwächeren wie sie das Spiel möchten bzw. ob sie bei geschlossener Tür im Schlafraum spielen möchten und mit wem.

 

Regeln für das Nacktspielen
Die Kinder dürfen im “Schlazi” oder an einem anderen Blick geschützten Ort nackt spielen. Beobachten wir intime Spielsituationen der Kinder, fordern wir sie nicht nur auf, dies an einem blickgeschützten Ort zu tun, wir besprechen mit den Kindern jedesmal folgende Regeln zu Beginn des Spiels oder wiederholend beim Nachschauen bzw. Nachfragen, ob es allen Beteiligten gut mit dem Spiel geht. Die Regeln sind:

 

  • 1. Ich suche oder schaffe mir einen blickgeschützten Ort, denn ein Untersuchen und Spielen mit dem Körper - mit meinem eigenen oder mit dem des/der Spielpartner/s ist etwas nur für die, die beim Spiel dabei sind. D.h. es ist etwas intimes. So ein Spiel braucht einen geschützten Rahmen/ Raum. Unbeteiligte Kinder sollen dann dazu keinen Zugang haben. Die unbeteiligten Kinder und Erwachsenen sollen die Privatsphäre respektieren. Die Erwachsenen fragen und schauen ab und zu, ob es allen gut geht. 
  • Im “Schlazi” ziehe ich die Vorhänge zu damit kein Fremder vom Hof aus hineinschauen kann.

 

  1. Ziehe ich mich vollständig aus, nehme ich mir mein Handtuch aus der blauen Kleiderkiste mit.

  2. Ich muss gefragt werden, bevor MICH ein anderes Kind anfasst.

  3. Ich muss fragen, ob ich ein ANDERES Kind anfassen darf.

  4. Ich untersuche und fasse den anderen nur so viel an, wie es für MICH SELBST und

    DEN ANDEREN schön ist.

  5. Ich stecke weder mir noch einem anderen Kind etwas in die Nase, die Ohren, den

    Mund, die Scheide, den Po oder den Penis (Körperöffnungen).

  6. Ich sage, wenn ich etwas nicht möchte.

  7. Ein “Nein” ist ein “Nein”!

  8. Ein “Stopp” ist ein “Stopp”!

  9. Ich darf mir Hilfe holen. Hilfe holen ist kein Petzen.

 

Regeln zur Fürsorgepflicht der ErzieherInnen

  1. Die Erwachsenen beachten die Gruppenzusammensetzung und Gruppenstärke und klären diese gegebenenfalls ab. Der Altersunterschied der Kinder beträgt höchstens 2 Jahre.

  2. Die Erwachsenen sind in Hör- und Rufweite. Spielen die Kinder bei geschlossener Tür im “Schlazi”, gehen wir je nach Alter der Kinder und Zusammensetzung der Gruppe von Zeit zu Zeit klopfen und schauen, ob es allen Beteiligten gut geht. Dabei achten wir insbesondere auf jüngere / „schwächere“ Kinder der Gruppe

 

“[Das Erkunden des Körpers oder Rollenspiele zur sexuellen Entwicklung] werden unter Kindern etwa gleichen Alters, mit ungefähr zwei Jahren Unterschied oder gleichen Entwicklungsstandes gespielt. Es sind gleichberechtigte und gegenseitige Spiele. Das heißt: Die Initiative geht dabei nicht nur von einem Kind aus und kein Kind ordnet sich einem anderen unter.”58

 

Sexuell grenzüberschreitendes Verhalten unter Kindern
Sollte es einmal zu Grenzüberschreitungen kommen, gehen wir ErzieherInnen sofort mit den betreffenden Kindern ins Gespräch und informieren die dazugehörigen Eltern am selben Tag möglichst persönlich. Ist ein persönlicher Austausch aus Zeit- oder Organisationsgründen nicht möglich, ist unser erster Kontakt ein Telefonat, dem dann ein persönliches Gespräch innerhalb kürzester Zeit folgt.

Was sind sexuelle Übergriffe unter Kindern?

 

“Sexuelle Übergriffe sind sexuelle Handlungen, die wiederholt oder gezielt die persönlichen Grenzen anderer Kinder verletzen. Einmalige unbeabsichtigte Verletzungen im Rahmen kindlicher Doktorspiele sind noch kein Grund zu allzu großer Besorgnis. Sie sollten jedoch mit den Kindern besprochen werden. Treten allerdings wiederholt Verletzungen auf, so ist dieses Verhalten als sexuell übergriffig zu bewerten.” 59

 

58 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hg.): Mutig fragen - besonnen handeln. Informationen für Mütter und Väter zur Thematik des sexuellen Missbrauchs an Kindern und Jugendlichen, Stand: März 2020, 7. Auflage, S.27, www.bmfsfj.de, 15.9.2020

 

Merkmale sexueller Übergriffe

●  Unfreiwilligkeit - sexuelle Handlungen, die durch das übergriffige Kind erzwungen werden bzw. das betroffene Kind sie unfreiwillig duldet oder sich unfreiwillig daran beteiligt
●  Ausnutzung von körperlicher Kraft/ Überlegenheit

●  Ausübung erwachsener Sexualpraktiken, z.B. vaginalen, analen oder oralen Geschlechtsverkehr

 

Vertrauen und Kooperation

Es kann sein, dass ein Kind beim Spiel sexuelle Handlungen oder Übergriffe erfährt und dies gar nicht sofort erfassen und auch nicht ausdrücken kann. Vielleicht kann es sich auch aus Scham- oder Schuldgefühl erst einmal keinem anvertrauen. Beobachten wir eine angespannte oder zur Sorge gebende Gefühlslage oder ein diesbezüglich entsprechendes Verhalten bei einem Kind nach einer intimen Spielsituation, sprechen wir das Kind daraufhin an. Wir fragen die Kinder nach einem intimen Spiel aber nicht aus. Wir respektieren ihr Spiel als etwas Intimes. Es kann sein, dass sich ein Kind erst zu Hause den Eltern anvertraut. Die Eltern müssen uns zeitnah darüber informieren, möglichst unaufgeregt, um das Kind nicht zu verunsichern oder in eine Opferrolle zu bringen. Wir Erwachsenen wollen den Kindern helfen, Konflikte - auch schwierige - zu klären. Wir sind auf das Vertrauen, die Aufmerksamkeit und Kooperation der Eltern angewiesen.

 

Wie gehen wir bei Verdachtsmomenten vor?

Wenn wir am Verhalten eines Kindes Anzeichen beobachten, die auf eine Grenzverletzung in einer intimen Spielsituation hinweisen oder uns vertraut sich ein Kind an, hören wir dem Kind zu, um herauszufinden, was genau geschehen ist. Wir handeln dabei nach zwei Grundregeln. Diese sollen auch Eltern beim Herangehen an die Situation anwenden.

 

●  Wir stellen offene Fragen anstatt Suggestivfragen.

●  Wir verzichten auf Schuldzuweisungen und Kommentare, die Schuldzuweisungen sind.

 

Offene Fragen sind wichtig, um herauszufinden, was genau geschehen ist. Der Verzicht auf Schuldzuweisungen ist wichtig, um dem Kind, dessen Grenzen überschritten wurden, sowie dem grenzüberschreitenden Kind bei der Bewältigung beziehungsweise dem Verstehen seines Verhaltens zu helfen. Es ist die Aufgabe der Erwachsenen, auf Schuldzuweisungen zu verzichten, aber eindeutig das geschädigte Kind zu schützen und zu stärken, im Gegenzug aber auch das grenzüberschreitende Kind im Bewältigen der Situation zu unterstützen.

 

59 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hg.): Mutig fragen - besonnen handeln. Informationen für Mütter und Väter zur Thematik des sexuellen Missbrauchs an Kindern und Jugendlichen, Stand: März 2020, 7. Auflage, S.29, www.bmfsfj.de, 15.9.2020

 

“In Fachkreisen hat sich der Begriff “sexuell übergriffige Kinder” durchgesetzt. Man wird sexuell grenzverletzenden Kindern (...) nicht gerecht, wenn man sie als “Täter” oder “Täterin” kriminalisiert und ihre Handlungen als “missbrauch” bezeichnet. [Das] verschärft in vielen Fällen Konflikte unter den Erwachsenen, die dann oftmals mit gegenseitigen Beschuldigungen so stark beschäftigt sind, dass sie die Kinder aus dem Blick verlieren.” 60

 

Offene Fragen anstatt Suggestiv fragen

Offene Fragen sind:

 

● “Was ist passiert?” statt “Was hat ... getan?”
● “Was hast Du gemacht?” statt “Hat ... dich überredet?”
● “Wie hat es sich angefühlt?” statt “Hattest Du Angst?”
● “Wie ist es zu Ende gegangen?” statt “Hast du ... weitermachen lassen?”

 

Wie gehen wir in der Klärung vor?
Wir werden zuerst die Eltern des geschädigten Kindes kontaktieren und im Anschluss ein Gespräch mit den Eltern des grenzüberschreitenden Kindes führen. Weiterhin führen wir jeweils ein Gespräch mit Kind, dessen Grenzen verletzt wurden und seinen Eltern sowie mit dem sexuell grenzverletzenden Kind und seinen Eltern. Angestrebt wird dann als dritter Schritt ein Gespräch mit beiden Elternpaaren zusammen. Situationsabhängig werden wir diese Gespräche unter Einbeziehung der Kinder führen. Je nach Schwere der Grenzüberschreitung holen wir externe Fachunterstützung ein, die uns und/ oder die Eltern berät und weiterbetreut.

Wie schützen und stärken wir das geschädigte Kind?

 

  • ●  Wir lassen keine Zweifel an den Aussagen.

  • ●  Wir schaffen und achten auf körperliche Distanz zum grenzüberschreitenden Kind.

  • ●  Nur ein/e PädagogIn setzt sich mit dem Kind in einem geschützten Rahmen (z.B.

    allein in den Schlafraum) zusammen/ oder zwei Erwachsenen setzen sich mit den betreffenden Kindern zusammen. Das ist abhängig vom jeweiligen Sachverhalt und wie es den betroffenen Kindern geht.

  • ●  Das Kind wählt aus, welchen Erwachsenen es in sein Vertrauen zieht bzw. wem es was anvertraut. Ganz wichtig ist, dass Kind nicht zu Aussagen zu zwingen, sondern abzuwarten!

     

Wie unterstützen wir das grenzüberschreitende Kind?
Das grenzüberschreitende Kind benötigt Unterstützung im Umgang und im Bewältigen der Situation:
  • ●  Wir gehen ins Gespräch. Das Kind welches übergriffig geworden ist, muss verstehen, dass es übergriffig gehandelt hat. Es muss begreifen können, dass es etwas getan hat, was eine andere Person nicht wollte.

  • ●  Es muss begreifen, dass es ein anderes Kind verletzt hat oder hätte verletzen können.

 

 

  • 60 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hg.): Mutig fragen - besonnen handeln. Informationen für Mütter und Väter zur Thematik des sexuellen Missbrauchs an Kindern und Jugendlichen, Stand: März 2020, 7. Auflage, S.30, www.bmfsfj.de, 15.9.2020

  •  

Kinderschutzkonzept

 

Kindeswohlgefährdung
Als Kindeswohlgefährdung ist grundsätzlich alles zu verstehen, was dem körperlichen, seelischen und geistigen Wohl eines Kindes schadet oder es bedroht und sich somit negativ auf dessen Entwicklung auswirkt.

 

Indikatoren dafür sind:

  • ●  Vernachlässigung ( im Allgemeinen und der Aufsichtspflicht)

  • ●  Gewalt, physische Misshandlung

  • ●  Sexueller Missbrauch

  • ●  Seelische Misshandlung

  • ●  Kinder als Zeugen häuslicher Gewalt

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    Dies spiegelt sich im körperlichen, kognitiven, psychischen, sozialen Erscheinungsbild des Kindes, sowie in anderen Auffälligkeiten wider.

  •  

Handlungsschema bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung
Im Verdachtsfall einer Kindeswohlgefährdung gehen wir gemäß § 8a SGB VIII wie folgt vor:

 

Nach Dokumentation und Austausch im Team über Aussagen des Kindes oder sichtbare Anzeichen und Verhaltensauffälligkeiten des Kindes in Interaktionen mit anderen Kindern, Erwachsenen oder den Bezugspersonen, ziehen wir im weiterhin begründeten Verdachtsfall eine “insoweit erfahrene Fachkraft” (ieFK) hinzu.

 

Nach gemeinsamer Gefährdungseinschätzung mit der ieFK (z.B. beim DaKS6 1) ergibt sich einer von vier weiteren Verfahrensschritten:

  1. Der Verdacht bestätigt sich nicht, und der Fall wird vorerst geschlossen (ggfs. Überprüfung zu einem späteren Zeitpunkt).

  2. Da eine Gefährdung nicht auszuschließen ist, werden die Eltern zum Gespräch eingeladen, es werden Verabredungen getroffen und diese zu einem späteren Zeitpunkt überprüft und der Gefährdungsfall neu eingeschätzt.

  3. Gefährdung bzw. Risikoeinschätzung im Gefährdungs-/ Graubereich: Nach vorbereitetem Gespräch mit Eltern/ PSB (Personensorgeberechtigten)und im Bedarfsfall mit der ieFK halten wir die verbindlichen Absprachen schriftlich fest. Bei Folgetreffen werden diese und der Gefährdungsfall überprüft. Ist eine positive Entwicklung zu erkennen, vereinbaren wir mit den Eltern/PSB weitere Termine. Falls die Kooperation mit den Eltern/ PSB nicht gelingt, werden wir uns an das zuständige Jugendamt wenden und darüber zeitgleich die Eltern/PSB informieren, es sei denn, die Eltern/PSB werden diesbezüglich selbst aktiv und bringen uns einen entsprechenden Nachweis.

  4. Im Fall einer akuten Kindeswohlgefährdung kann ein Kind nicht nach Hause gelassen werden. In solch einem Fall schalten wir sofort das zuständige Jugendamt ein und informieren zeitgleich die Eltern/PSB.


61 DaKS – Dachverband Berliner Kinder- und Schülerläden e. V., Crellestrasse 19/20, 10827 Berlin

 

Handlungsschema bei Hinweisen auf Kindeswohlgefährdung durch Fachkräfte/ Mitarbeiter unserer Einrichtung


Nach Dokumentation aller Hinweise, Wahrnehmungen und Beobachtungen durch Kinder/ Eltern oder Mitarbeiter werden wir unverzüglich im Team mit dem betroffenen Mitarbeiter und ggfs einer “insoweit erfahrene Fachkraft” (ieFK) reden. Darüber hinaus informieren wir unseren Vorstand.

 

Nach gemeinsamer Gefährdungseinschätzung ergibt sich einer von drei weiteren Verfahrensschritten:

  1. Es ergeben sich keine Hinweise auf Kindeswohlgefährdung und der Fall wird geschlossen.

  2. Kann eine Kindeswohlgefährdung nicht ausgeschlossen werden, wird nach Kontakt einer ieFk oder Fachberatungsstelle der beschuldigte Mitarbeiter freigestellt.

  3. Ergibt sich nach vertiefter Prüfung keine Gefährdung wird der Beschuldigte rehabilitiert.

  4. Verhärtet sich der Verdachtsfall, werden wir weitere Maßnahmen wie Information der Eltern der betroffenen Kinder, externe Beratung und ggf. andere strafrechtliche Maßnahmen ergreifen. Ergibt die zusammenfassende Bewertung ein unklares Bild , werden wir Beratungsangebote für das Team in Bezug auf juristische Schritte/ weitere Maßnahmen und Information aller Eltern in Anspruch nehmen.

  5. Bestätigen sich die Hinweise auf Kindeswohlgefährdung, wird zusätzlich die Kitaaufsicht miteinbezogen.

 

Prävention gegen interne Grenzüberschreitung
Wir verwenden in unserem Team allgemeingültige Formulierungen und Verhaltensweisen im Umgang mit den Kindern, Eltern, Kollegen und sonstigen Mitarbeitern:

 

  • Wir kommunizieren in ruhigem Ton und sind respektvoll und achtsam. Wir begeben uns stets auf Augenhöhe der Kinder.
  • Wir bewahren Nähe und Distanz.
  • Wir benennen alle unsere Handlungsschritte das Kind betreffend und führen diese stets mit Blickkontakt aus.
  • Wir respektieren ein „NEIN“.
  • Durch unsere offene Arbeit und Raumaufteilung haben wir, insbesondere in Pflegesituationen, stets Feedback und Reflektion mit den Kollegen.
  • Wir haben regelmäßige Teambesprechungen, externe Beratung, sowie Treffen mit dem Vorstand und den Eltern.

 

Partizipation der Kinder
Jedes Kind ist individuell. Wir versuchen seine Bedürfnisse wahrzunehmen, seine gesamte Persönlichkeit zu sehen und Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen es geachtet und wertgeschätzt wird:

 

 

  • Jedes Kind bestimmt, wie und ob es bei Ankunft die Gruppe begrüßt/ sich beim Verlassen aus der Gruppe verabschiedet.
  • Jedes Kind bestimmt, was es an- oder ausziehen möchte
  • Jedes Kind bestimmt seine Spielpartner/ Beschäftigung/ Bezugsperson/ Spielort und Spieldauer
  • Jedes Kind bestimmt, ob es sich ausruhen oder schlafen möchte.
  • Jedes Kind bestimmt, was, wieviel und ob es trinkt oder isst und wann es den Tisch verlässt 
  • Jedes Kind kann seine Emotionen ausleben, die wir auffangen und begleiten.
  • Jedes Kind bestimmt, ob es die Windel, den Topf oder die Toilette benutzt. bestimmt, wer es wickelt oder zur Toilette begleitet.
  • Jedes Kind bestimmt, welche Gegenstände es von “A” nach “B” räumen oder Mobiliar verschieben möchte.
  • In unserer Ankommensrunde, die täglich morgens stattfindet, erläutern wir den Tagesablauf und bevorstehende Ereignisse. Die Kinder werden ermuntert, an der Gesprächsrunde teilzunehmen und z.B. von Erlebnissen/ Wünschen ihrerseits zu erzählen.
  • Jedem Kind stehen unabhängig von Geschlecht, Religion, Herkunft, Hautfarbe, Kultur, sozialer und wirtschaftlicher Situation alle Angebote des Kinderladens zur Verfügung.

 

 

Beschwerdemanagement

 

Kritik in unserem Kinderladen kann von Eltern, Kindern und Mitarbeitern in Form von Beschwerden, Verbesserungsvorschlägen, Anregungen oder Anfragen ausgedrückt werden, durch:

 

  1. Feedbackbox im Laden

  2. Hospitationen und danach stattfindenden Gesprächen mit den Eltern

  3. Elterngespräche

  4. Ankommensrunde und Tischgespräche

  5. Beobachtung der Kinder, insbesondere der unter 3- Jährigen ,um deren Bedürfnisse

    und Wünsche wahrzunehmen

Als Ansprechpartner steht neben den Erziehern und dem Vorstand eine Vertrauensperson zur Verfügung, die jeweils für die Dauer eines Jahres von den Eltern und Mitarbeitern gewählt wird.

 

Stand: Januar 2021